In der Diskussion um die Rolle von Physician Assistants im deutschen Gesundheitssystem kommt immer wieder die Frage auf, ob Medizinstudierende und junge Ärztinnen und Ärzte die neue Berufsgruppe als Konkurrenz empfinden könnten. Kritiker äußern zudem, die Gehaltsunterschiede zwischen PAs und Assistenzärzten seien zu gering, was zu Spannungen im Berufsalltag führen könnte.
Die Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland (bvmd) hat hierzu nun eine klare Position veröffentlicht. In einem Gastbeitrag in der Ärztezeitung betont Moritz Wimmer, Bundeskoordinator für Gesundheitspolitik bei der bvmd, dass Physician Assistants nicht als Bedrohung, sondern als Bereicherung interprofessioneller Teams verstanden werden sollten.
Ärztliche Kernaufgaben im Fokus
Wimmer widerspricht dem verbreiteten Vorbehalt, PAs würden Ärztinnen und Ärzten „die Butter vom Brot nehmen“. Stattdessen könnten PAs dazu beitragen, dass sich ärztliches Personal wieder stärker auf seine Kernaufgaben konzentrieren kann – insbesondere in Zeiten von Fachkräftemangel und steigender Arbeitsbelastung. Ärztinnen und Ärzte seien prädestiniert, die Leitung interprofessioneller Teams zu übernehmen, statt sich in administrativen Tätigkeiten und Detailmanagement zu verlieren.
Potenziale statt Probleme
In der gesundheitspolitischen Debatte werde häufig der Blick auf Probleme gelenkt – etwa Fachkräftemangel oder Kostensteigerungen. Zu selten jedoch werde das Potenzial neuer Versorgungsmodelle diskutiert. Laut bvmd zeigen Untersuchungen, dass die strukturierte Einbindung nichtärztlicher Gesundheitsberufe zu besseren Behandlungsergebnissen, kürzeren Krankenhausaufenthalten und Kostenreduktionen führen kann.
Kulturelle und rechtliche Hürden
Die bvmd sieht dennoch Handlungsbedarf. So seien die bestehenden Kataloge für delegierbare Leistungen zu unkonkret, und die Vergütungssysteme setzten zu sehr auf die persönliche Leistungserbringung. Auch kulturelle Barrieren zwischen Berufsgruppen seien ein Hindernis. Hier könne die gemeinsame Ausbildung – etwa in interprofessionellen Seminaren oder auf Ausbildungsstationen – helfen, Vorurteile frühzeitig abzubauen.
„Genug Butter für unser Brot“
Für die bvmd ist klar: Die Debatte sollte sich nicht an Konkurrenzfragen aufreiben, sondern am Nutzen für die Patientinnen und Patienten orientieren. „Es geht gar nicht um die Butter auf irgendwelchen Broten“, so Wimmer. Vielmehr sei es Aufgabe aller Gesundheitsberufe, gemeinsam ein modernes Versorgungssystem zu gestalten, das den wachsenden Herausforderungen gerecht wird.