Wende in Großbritannien: Neue Regulierungen und mehr Befugnisse für Physician Assistants

BMA fordert Einstellungsstop von Assistenzberufen

Die Regierung hat am 11. Dezember umfassende Änderungen des Physician Assistants Berufs auf den Weg gebracht und veröffentlicht. Hier gehen wir auf die wichtigsten Aspekte für Physician Assistants (PAs) ein.

Zu Beginn der Veröffentlichung betont die Regierung, dass die Physician Assistants bereits ein geschätzter und integraler Bestandteil des multidisziplinären Gesundheitsteams sind und sie das Potenzial haben, einen noch größeren Beitrag zu leisten. Die Regulierung dieser Berufe soll dazu beitragen, die Beteiligung der Physician Assistants zur Gesundheitsversorgung im Vereinigten Königreich zu erhöhen und gleichzeitig die Sicherheit der Patient:innen zu gewährleisten. Die Regulierung ebnet auch den Weg für eine Ausweitung ihres Tätigkeitsbereichs, z. B. für die Anforderung ionisierender Strahlung, sofern die lokalen Behörden dies zulassen, und für die Möglichkeit in Zukunft auch Rezepte ausstellen zu können. Damit dies erreicht werden kann, hat die Regierung ein umfassendes Maßnahmenprogramm zur Regulierung erlassen, die sich in den Punkten: Ausbildungsqualität, Curricula, Registrierung und Fortbildung zusammenfassen lassen. Als Aufsichtsbehörde soll dabei der General Medical Council (GMC) fungieren, der auch für die Regulierung von Ärzt:innen zuständig ist.

In Anbetracht des aktuellen Gesetzesvorhaben ist es verständlich, warum die BMA diesen Zeitpunkt für ihre Forderungen nutzten.

Kernfunktionen der Regulierungsbehörde

Die Regulierungsbehörden verfolgen ihre Ziele durch verschiedene Kernfunktionen, die in den einschlägigen Rechtsvorschriften festgelegt sind. Dazu gehört die Festlegung und Überwachung von Standards für die Aus- und Weiterbildung in den reglementierten Berufen. Zukünftig wird die Behörde auch darüber entscheiden, wer die erforderlichen Qualifikationen für die Tätigkeit als Physician Assistant im Vereinigten Königreich besitzt. Ein geplantes Berufsregister soll die transparente Darstellung und Kontrolle darüber ermöglichen, welche Personen im Vereinigten Königreich als Physician Assistant arbeiten dürfen.

Durch die Einführung des Berufsregisters wird es künftig möglich sein, die beruflichen Standards durchzusetzen, die von den im Register eingetragenen Personen eingehalten werden müssen. Die bisherige freiwillige Registrierungsprüfung wird zu einem verbindlichen Eintrittskriterium, das von der GMC überwacht wird. Unabhängig davon, ob Physician Assistants ihre Qualifikationen im Vereinigten Königreich oder anderswo auf der Welt erworben haben, sind sie dazu verpflichtet, bei der Eintragung in das GMC-Register nachzuweisen, dass sie über das erforderliche Wissen, die notwendigen Fähigkeiten und die entsprechende Berufserfahrung verfügen, um in ihrem Tätigkeitsbereich effektiv arbeiten zu können. Dieser Nachweis stellt sicher, dass PAs, unabhängig von ihrer Ausbildungsstätte, die hohen Standards erfüllen, die vom General Medical Council (GMC) festgelegt wurden, um die Qualität und Sicherheit der Patientenversorgung zu gewährleisten. Damit wird auch zukünftig sichergestellt, dass sich nur Personen als Physician Assistant betiteln, die auch die zur Registrierung erforderlichen Qualitätsmaßnahmen erfüllen.

Ausbildung und Kontrolle

Derzeit absolvieren Physician Assistants einen von insgesamt 37 verfügbaren Kursen, die speziell für die medizinischen Assistenzberufe im Vereinigten Königreich konzipiert sind.

In der Zukunft wird der General Medical Council (GMC) die Anforderungen festlegen, die von Studierenden und Auszubildenden erfüllt werden müssen, um sich in ihrem gewählten reglementierten Beruf zu qualifizieren. Ebenso wird der GMC die Standards definieren, die Bildungseinrichtungen einhalten müssen, wenn sie Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen für ihre Studierenden durchführen. Durch regelmäßige Überprüfungen wird der GMC sicherstellen, dass diese Standards kontinuierlich eingehalten werden. Die Festlegung von Ausbildungsstandards durch diese Regulierungsbehörde wird in der Zukunft den bedeutenden Vorteil der Einheitlichkeit in Bezug auf Lehrinhalte und -ergebnisse bieten.

Die verantwortlichen Royal Colleges und Fakultäten werden das nationale Curriculum für ihre spezifischen Zuständigkeiten entwerfen, verwalten und aktualisieren. Dabei wird der GMC die Funktion der Genehmigung übernehmen.

Kursanbieter werden weiterhin ihre eigenen Lehrpläne entwerfen, verwalten und aktualisieren. Allerdings wird der GMC im Rahmen seiner Qualitätssicherungsprozesse nun die Verantwortung haben, zu überprüfen, ob der Kursanbieter nachweisen kann, dass der Lehrplan den Anforderungen und dem nationalen Curriculum entspricht. Es wird der GMC obliegen, bei Nichterfüllung der erforderlichen Standards Verwarnungen auszusprechen, Bedingungen aufzuerlegen oder im Ermessen die Genehmigung eines Kurses zu widerrufen.

Zuständigkeiten bei der Verschreibung

Aktuell besteht die Beschränkung, dass Physician Assistants (PAs) keine Rezepte ausstellen dürfen. Trotzdem zeigt die Regierung Unterstützung für die Idee, einen Mechanismus zur Verschreibung von Arzneimitteln für den Beruf zu erweitern. In diesem Zusammenhang ist eine Arbeitsgruppe aktiv, die das Ministerium, den General Medical Council (GMC) und andere Interessengruppen einschließt. Diese Gruppe untersucht eingehend, wie die Verschreibungsbefugnisse nach der Regulierung von PAs gestaltet werden könnten.

Es ist wichtig anzumerken, dass die Einführung der Verschreibungsbefugnisse für PAs erst nach der in Kraft getretenen Regulierung erfolgen kann. Dieser Schritt erfordert zudem eine eigenständige gesetzliche Regelung. Die Überlegungen und Planungen in dieser Hinsicht sind Teil eines umfassenden Prozesses, der sicherstellen soll, dass die Erweiterung der Kompetenzen im Einklang mit den regulatorischen Standards und den Bedürfnissen des Gesundheitswesens erfolgt.

Vorschriften über ionisierende Strahlung (medizinische Exposition)

Angehörige der Gesundheitsberufe, die im Register eingetragen sind, haben die Befugnis, ionisierende Strahlung für Patienten anzuordnen, indem sie den Status „nichtärztliche Überweiser“ (NMR) erhalten. Diese Berechtigung setzt jedoch voraus, dass ihr Arbeitgeber sie als NMR zugelassen hat und sie eine spezielle Ausbildung in diesem Bereich erfolgreich abgeschlossen haben.

Für die Physician Assistants (PAs) wird erwartet, dass sie in der Lage sein werden, diese Befugnis zu erhalten, sobald sie beim General Medical Council (GMC) registriert sind und die erforderliche Ausbildung absolviert haben. Dies unterstreicht die Bedeutung eines strukturierten Ausbildungsprozesses und einer offiziellen Registrierung, um sicherzustellen, dass Gesundheitsfachkräfte, einschließlich AAs und PAs, die notwendige Qualifikation und Kompetenz für die sichere Anwendung ionisierender Strahlung bei Patienten besitzen.

Ausblick

Die Regierung erkennt die zunehmende Bedeutung von Physician Assistants im Gesundheitssystem an und betont die Notwendigkeit einer interdisziplinären Zusammenarbeit für die zukünftige Gesundheitsversorgung. Dabei ist es nicht ungewöhnlich, dass grundlegende Veränderungen auf teils heftige Kritik oder sogar Angriffe von anderen Berufsverbänden stoßen, wie es bei umfassenden Reformen häufig der Fall ist. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, ist es entscheidend, eine flächendeckende und homogene Ausbildungsqualität zu gewährleisten. Dies erfordert die Implementierung von Maßnahmen und Kontrollinstanzen, um sicherzustellen, dass die Ausbildung von Physician Assistants auf hohen Standards basiert. Eine konsistente Qualitätssicherung ist unerlässlich, um Vertrauen zu schaffen und die reibungslose und effektive Umsetzung dieser Neuerungen im Gesundheitswesen zu gewährleisten.

Diese wegweisenden Schritte sollten auch als Vorbild für Deutschland dienen. Es ist wichtig, zeitnah Maßnahmen zu ergreifen, die man selbst beeinflussen kann, um eine ähnliche Umsetzung solcher Vorhaben in Deutschland zu ermöglichen. Durch proaktive Schritte und eine zielgerichtete Herangehensweise können schon jetzt die ersten notwendigen Strukturen geschaffen werden, um eine erfolgreiche Integration von Physician Assistants in das deutsche Gesundheitssystem zu ermöglichen.

Eine Antwort

  1. Das sind ja tolle Nachrichten nach dem anfänglichen „Schock“ (Artikel vom 29.11.23). Wir sollten, wie im Artikel schon schön beschrieben, uns daran ein Beispiel nehmen und das PA Berufsbild in Deutschland als Berufsgruppe selbst proaktiv auf den richtigen Weg führen (Angleichung Ausbildungsstandards, Generalisierte Abschlussprüfungen, Zentrale Registrierung etc.) ! Das könnte die Etablierung des PA hierzulande noch weiter beschleunigen und positive Auswirkungen in vielerlei Hinsichten haben.
    Danke für den tollen Artikel.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Weitere interessante Beiträge

Auf der Suche nach dem passenden Job?

Finde auf Deutschlands größtem Physician Assistant Stellenportal Deinen Traumjob!

Für den PA Newsletter anmelden

Keine Neuigkeiten rund um den Physician Assistant verpassen

Cookie Consent Banner von Real Cookie Banner