Wie wir euch bereits berichtet hatten, haben erstmalig drei Masterstudent:innen der Fliedner Fachhochschule ein PROMOS-Stipendium erhalten und konnten so einen Einblick in das PA Programm der University of Kentucky erhalten. Wir haben mit Aike-Ludger Abeln gesprochen und gefragt, was die deutschen Physician Assistants in den USA erlebt haben.
Der Physician Assistant in den USA
Der PA Beruf ist in den USA ist bereits sehr lange etabliert. In den USA geht die Geschichte der PAs bis ins Jahr 1965 zurück. Mittlerweile arbeiten mehr als 140.000 PAs in den USA und die Zahlen steigen immer weiter. 2021 hat das Magazin „U.S. News & World Report“ das Berufsbild des Physician Assistant auf Platz 1 der „100 Best Jobs 2021“ gewählt.
Das Programm der University of Kentucky für Physician Assistants
Das Ziel des Programms der University of Kentucky ist die Verbesserung der Gesundheit und des Wohlbefindens der Menschen in Kentucky durch die Ausbildung von kompetenten Physician Assistants. Das PA Programm mit 56 Studierenden pro Semester gibt es dort schon seit 1974. Insgesamt haben daher bereits 1.768 Absolven:innen ihr Physician Assistant Studium an der University of Kentucky abgeschlossen.
Die Absolvent:innen des Studiengangs Physician Assistant Studies erhalten nach Abschluss eines 29-monatigen Curriculums einen Master of Science in Physician Assistant Studies. Danach sind sie berechtigt, die Physician Assistant National Certifying Examination abzulegen und nach erfolgreichem Abschluss die staatliche Zertifizierung zum zertifizierten Physician Assistant zu erlangen.
Erfahrungsbericht aus den USA
Uns interessiert natürlich, welche Erfahrungen die deutschen PAs in den USA sammeln konnten und welche Unterschiede in der Profession der Physician Assistants sichtbar wurden. Aike-Ludger Abeln ist einer der Masterstudierenden, die ein PROMOS-Stipendium für die USA erhalten haben. Wir haben ihn im Interview zu seinen Erfahrungen befragt.
Wie war die Reise aufgebaut? Wie lange wart ihr vor Ort?
Wir sind am Montag den 02.10. gelandet und am 08.10. wieder abgeflogen, waren also genau eine Woche in den Staaten. Am 03.10. hatten wir noch kein Programm was wir nutzten um uns Lexinton und die nahe Umgebung anzuschauen. Ein wenig Shopping darf da natürlich auch nicht fehlen.
Ab dem zweiten Tag begann das Programm. Uns wurde das Universitätskrankenhaus sowie die Universität gezeigt und es wurde seitens der Amerikaner und den Niederländern sowie den Deutschen durch mich ein Vortrag gehalten, wie das Studium in den jeweiligen Ländern gestaltet ist und was die Zugangsvoraussetzungen sind.
Am Donnerstag den 05.10 begannen wir unserer erste Hospitation im St. Claire Hospital in Morehead, einem ausgelagerten Campus der University of Kentucky. Ich selbst hospitierte in einer Notaufnahme, was eine sehr schöne Erfahrung war, da ich selbst als PA in einer Notaufnahme arbeite. Abends gab es dann ein kleine Feier mit allen Beteiligten im Universitätsgebäude in Morehead mit Live-Musik und leckerem Essen sowie Getränken. Den folgenden Tag hospitierten wir im Universitätskrankenhaus in Lexinton. Am Samstag besuchten wir mit allen Verantwortlichen der Universität und den Europäern Keeneland, was ein großes Pferderennen ist und genossen unseren letzten vollen Tag in den USA. Neben den ganzen offiziellen Veranstaltungen fanden auch Treffen mit den Studierenden statt und wir gingen des Öfteren Essen und an einem Abend auch in eine Bar in Lexington.
Wo siehst du Unterschiede im Physician Assistant Studium und in der Arbeit zwischen Deutschland und den USA?
Das Studium ist insofern „deutlich“ anders, als dass PAs im ersten Jahr keinerlei Praxisphasen haben und nur frontale Vorlesungen bekommen. Einen tieferen Einblick in das Studium selbst konnten wir nicht gewinnen, daher ist mir keine Beurteilung der Vorlesungen und derer Inhalte möglich.
Die Arbeitsweise der PAs, die ich kennenlernen durfte, unterschied sich nicht groß zu der Arbeitsweise der deutschen PAs. Der größte Unterschied liegt hier sicherlich in der Struktur der Krankenhäuser und dem unterschiedlichen Gesundheitssystem.
Was hast du gelernt und was nimmst du mit von der Reise?
Ich habe gelernt, dass wenn der PA in einem Land und in einem Gesundheitssystem, wie in diesem Beispiel Amerika, unglaubliche gute und wertvolle Arbeit leisten kann und die Versorgungsqualität der Patientin steigt, sowie das restliche und vor allem das ärztliche Personal deutlich entlastet werden kann. Die Integration der dortigen PAs ist vollkommen abgeschlossen und es muss nicht mehr über deren Kompetenz diskutiert werden. Auch ist eine Einheitliche Ausbildung mit einer einheitlichen Abschlussprüfung wie in den USA dringend von Nöten um eine flächendeckend gute Qualität der PAs in Deutschland zu sichern.
Was würdest du dir bei deiner nächsten Reise und einem längeren Aufenthalt ausführlicher anschauen?
Das Studieren an der UK oder einer anderen Universität würde ich gerne begleiten, um einen tieferen Einblick zu bekommen. Außerdem würde ich mich gerne mit den Vorsitzenden einer der PA Verbände treffen, um sich über die Berufspolitik auszutauschen.
Was sind dein persönlicher Eindruck und dein Fazit von der Reise?
Mein persönlicher Eindruck ist schwer in Worte zu fassen. Ich kann nur sagen, dass ich jedem Studenten wärmstens empfehlen kann an einem solchen Austausch teilzunehmen. Die Eindrücke und Erfahrungen, die dort gemacht werden sind unglaublich. Außerdem schließt man viele schöne Bekanntschaften.
Unsere deutschen Physician Assistants konnten in den USA einige wertvolle Erfahrungen sammeln. Wir freuen uns über diese erstmalige Chance und bedanken uns für das Interview.
Wenn euch interessiert, was PAs aus den USA nach Deutschland verschlägt, hört gerne in unserem Podcast in die Folge „Aus Amerika nach Deutschland in die Notaufnahme“ rein.