Zwischen den Zeilen gesucht: Der Physician Assistant im Koalitionsvertrag von CDU, CSU und SPD

Der neue Koalitionsvertrag liegt vor. Wir haben ihn aufmerksam gelesen – mit besonderem Blick auf die Rolle von Physician Assistants im künftigen Gesundheitssystem.

Mit der Vorlage des Koalitionsvertrags von CDU, CSU und SPD beginnt eine neue gesundheitspolitische Legislaturperiode. Schon an Anfang des diesjährigen Bundestagswahlkampf hatten wir auf PA Blog in unserem Artikel „Die Bundestagswahl und der Physician Assistant – ein vernachlässigtes Thema im Wahlkampf darauf hingewiesen, wie wenig Aufmerksamkeit das Berufsbild in der politischen Debatte erhält.

Auch im aktuellen Koalitionsvertrag wird der Beruf nicht einmal erwähnt. Kein Eintrag unter Gesundheitsberufen, keine Positionierung zur künftigen Rolle, keine Strategie für die Einbindung. Das ist enttäuschend – gerade angesichts der knapp 8.000 Physician Assistants und PA Studierenden, die heute schon in Kliniken und Praxen Verantwortung übernehmen.

Gleichzeitig enthält das Papier zahlreiche gesundheits- und strukturpolitische Vorhaben, deren Umsetzung das berufliche Umfeld von PAs mittelbar beeinflussen dürfte.

So kündigt die Koalition an, die Eigenverantwortung nichtärztlicher Gesundheitsberufe ausbauen zu wollen. Besonders im Bereich der Pflege werden neue Zuständigkeiten, etwa im Gemeinsamen Bundesausschuss, sowie der Aufbau „Advanced Practice“-Rollen thematisiert. Auch wenn Physician Assistants nicht erwähnt werden, ist erkennbar, dass die Koalition bereit ist, bestehende Berufsrollen zu erweitern und neue Versorgungskonzepte zuzulassen.

Darüber hinaus werden strukturelle Reformen angekündigt, etwa die Einführung sektorenübergreifender Hybrid-DRGs, eine Krankenhausreform mit Vorhaltevergütung sowie der Aufbau eines Primärarztsystems zur besseren Steuerung der ambulanten Versorgung. Diese Entwicklungen dürften das Aufgabenspektrum von PAs insbesondere an der Schnittstelle von ambulanter und stationärer Versorgung perspektivisch erweitern.

Auch im Bereich der Digitalisierung und Entbürokratisierung setzt die Koalition Akzente: Die elektronische Patientenakte soll schrittweise eingeführt, Telemedizin gefördert und der digitale Datenaustausch standardisiert werden. Dies betrifft unmittelbar auch den Arbeitsalltag von Physician Assistants, die zunehmend in koordinativen und prozessorientierten Rollen tätig sind.

Was jedoch fehlt, ist eine klare gesetzliche Verankerung und Rolle für den Physician Assistant im Gesundheitssystem. Eine Einordnung des Berufsbilds im Kontext neuer Versorgungsmodelle, eine Definition rechtlicher Kompetenzen oder eine Einbindung in förderpolitische Maßnahmen bleiben aus. Hier wäre eine explizite Positionierung notwendig gewesen – auch im Sinne der Versorgungssicherheit und zur Anerkennung der bereits geleisteten Arbeit von PAs in der Praxis.

Angesichts der geplanten Neujustierung der Gesundheitsberufe, des angekündigten Bürokratieabbaus und des akuten Versorgungsdrucks könnte eine politische und rechtliche Klärung der Rolle des PA in den kommenden Jahren unausweichlich werden.

Wir werden die Umsetzung der angekündigten Maßnahmen aufmerksam verfolgen und weiterhin einordnen, welche Auswirkungen sich daraus für das Berufsbild ergeben. Der Dialog mit politischen Entscheidungsträgern bleibt dabei ebenso wichtig wie die Sichtbarmachung der Versorgungsrealität in Klinik und Praxis.

PA Blog wird auch in dieser Legislaturperiode regelmäßig berichten und Entwicklungen rund um die berufspolitische Einbindung von Physician Assistants begleiten.

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