Am 23. Februar ist es soweit: Die Bundestagswahl steht an und die politischen Parteien kämpfen in einem winterlichen Wahlkampf um die Gunst der Wähler:innen. Große Slogans und medienwirksame Aktionen dominieren die Diskussionen. Doch während viele Themen hochkochen, blieb für uns eine wichtige Frage weitgehend unbeachtet: Was sagen die Parteien zum Berufsbild des Physician Assistant und dessen Bedeutung für das deutsche Gesundheitssystem?
Inmitten der Wahlkampfdebatten haben wir vom PA Blog uns entschieden, genau nachzufragen und wollten wissen, wie die demokratischen Parteien den Physician Assistant bewerten und welche Maßnahmen sie ergreifen wollen, um den Einsatz dieses Berufsbildes zu fördern. Dafür haben wir die Parteien CDU, Die Linke, FDP, Grüne, SPD und Volt angeschrieben. Alle Parteien erhielten dieselben drei Fragen:
- Wie bewertet Ihre Partei das Berufsbild des Physician Assistants und dessen Potenzial für die Entlastung des Gesundheitssystems?
- Unterstützt Ihre Partei den Ausbau der Studienplätze und eine stärkere Integration des Berufsbildes in die gesundheitspolitische Agenda?
- Welche Maßnahmen plant Ihre Partei, um den Einsatz von Physician Assistants in Klinik und Praxis zu fördern?
Nur eine Partei, Die Linke, hat auf unsere Fragen geantwortet. Kathrin Vogler, MdB und gesundheitspolitische Sprecherin der Partei, stellte uns die Position der Linken dar:
1. Wie bewertet Ihre Partei das Berufsbild des Physician Assistants und dessen Potenzial für die Entlastung des Gesundheitssystems?
„Die Linke ist eine starke Befürworterin von neuen Berufsbildern, die die Versorgung verbessern. Das deutsche Gesundheitssystem leidet unter einer ausgeprägten Arztzentriertheit, die es so in keinem anderen Land gibt. Es geht nicht nur um Entlastung, sondern vor allem um Qualitätsverbesserung. Deshalb setzen wir uns für eine kooperative, multiprofessionelle Versorgung ein und wollen kommunale Gesundheitszentren etablieren. Hier können Physician Assistants die Erstbegutachtung vornehmen, Patienten in die richtigen Behandlungspfade leiten oder Routinebehandlungen eigenständig durchführen.“
2. Unterstützt Ihre Partei den Ausbau der Studienplätze und eine stärkere Integration des Berufsbildes in die gesundheitspolitische Agenda?
„Die Linke unterstützt den Ausbau von Studienplätzen, aber auch die Schaffung eines Berufsgesetzes, das die Kompetenzen und Grenzen des Berufsbilds klar regelt. Ein solches Gesetz ist nötig, um den PAs zu ermöglichen, ihre Fähigkeiten in der Praxis tatsächlich zu nutzen.“
3. Welche Maßnahmen plant Ihre Partei, um den Einsatz von Physician Assistants in Klinik und Praxis zu fördern?
„Wir fordern eine erweiterte Heilkundeerlaubnis für PAs und eine stärkere rechtliche Absicherung, damit sie ihre Kompetenzen eigenverantwortlich und rechtssicher einbringen können. Es braucht klare Regelungen im Berufsgesetz, das den PA als professionellen Teil des Gesundheitssystems etabliert. Außerdem müssen innovative Versorgungskonzepte, wie die aufsuchende Versorgung auf dem Land, konkret umgesetzt werden.“
Geringe Rückmeldung ist laut Wahlkampfjournalist keine Überraschung
In einem Wahlkampf, der vor allem von Wirtschafts- und Migrationsthemen dominiert wird, scheint der Physician Assistant keine große Rolle zu spielen. Wahlkampfjournalist Cedrik Pelka berichtet ebenfalls, dass gesundheitspolitische Themen, und insbesondere der PA, kaum im Wahlkampf behandelt werden:
„Gesundheitsthemen spielen in diesem Wahlkampf kaum eine Rolle. Das liegt daran, dass die Menschen gerade andere Sorgen haben. Diese Sorgen beschäftigen sie jetzt gerade ganz akut. Es geht um Probleme, die aus Sicht der Wählenden schnell gelöst werden müssen, damit in näherer Zukunft ihr Leben nicht zusammenbricht.
Im Wahlkampf machen sich die Politiker:innen ganz genau Gedanken dazu, welche Sorgen sie ansprechen wollen. Denn sprechen sie zu viele Themen an, dann überfordern sie ihre potenziellen Wähler:innen. Deswegen sprechen sie eben über die aktuellen Themen: Wie wird das Leben wieder bezahlbar? Wie retten wir die Wirtschaft – und meinen Job? Was machen wir im Bereich Migration? Könnte Russland die Nato angreifen? Generell haben es Themen schwer, die die Menschen gerade nicht greifen können.
Wären wir gerade in der Hochphase einer Pandemie, sähe das ganz anders aus, da die Menschen eine direkte Auswirkung spüren würden. Dann verlangen sie direkte Antworten von der Politik. Da dies nicht der Fall ist, werden sie die Parteien auch keine großen Gedanken um eher neuere und noch unbekanntere Phänomene wie den Physician Assistant machen. Die Parteien benötigen ihre Zeit und Energie im Wahlkampf, um die Themen zu bearbeiten, die im Fokus stehen.
Ein anderes gutes Beispiel ist die Klimapolitik. Im Wahlkampf 2021 war sie noch eins der wichtigsten Themen. Jetzt spricht kaum ein:e Politiker:in darüber, denn unmittelbar spürbare Klimakatastrophen oder deutschlandweite Klimaproteste gab es in den vergangenen Monaten nicht.
In diesem Wahlkampf also: Wenig Platz für den Physician Assistant. Doch das Thema bleibt wichtig, und der Einsatz von PAs könnte langfristig zu einer spürbaren Entlastung im Gesundheitssystem führen. Wer weiß – vielleicht wird es nach der Wahl ein Thema, das mehr Aufmerksamkeit erhält.“