Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) zeigt sich weiterhin zurückhaltend gegenüber dem Berufsbild des Physician Assistant. Während zahlreiche regionale Kassenärztliche Vereinigungen, darunter Nordrhein, Westfalen-Lippe und Schleswig-Holstein, das Potenzial von PAs zunehmend erkennen und eigene Versorgungsansätze entwickeln, bleibt die KBV auf Bundesebene auffallend distanziert.
Besonders deutlich wurde dies im Mai 2025, als das aktualisierte Positionspapier zum Einsatz von PAs veröffentlicht wurde, diesmal ohne Mitzeichnung der KBV. Noch 2017 hatte die Bundesvereinigung das Papier mitgetragen. Die Entscheidung, sich diesmal nicht zu beteiligen, wurde in der Fachöffentlichkeit als bewusstes Signal gewertet.
Auch auf verschiedenen Veranstaltungen in den vergangenen Monaten äußerten sich Vertreter der KBV zurückhaltend zum möglichen Einsatz von PAs. In einem aktuellen Beitrag des Ärztenachrichtendienstes unterstrich KBV-Vorstandsvorsitzender Dr. Andreas Gassen erneut seine Skepsis gegenüber politischen Vorstellungen, Versorgungsengpässe durch Delegation ärztlicher Aufgaben an PAs zu lösen. „Eine illusionäre Vorstellung der Politik ist ja, wenn wir das nur auf Gesundheitsberufe, Nichtärztinnen und -ärztliche Berufe verlagern, haben wir kein Mengenproblem mehr. Das ist natürlich grober Unfug“, so Gassen.
Neben dieser grundsätzlichen Einschätzung verweist Gassen auf die nach seiner Ansicht unzureichende Standardisierung der PA-Ausbildung. Deutlich kritisiert er zudem die Gehaltsstruktur: Ein Berufseinstieg mit rund 4.500 Euro brutto sei aus seiner Sicht im Verhältnis zu Assistenzärztinnen und -ärzten, die mit etwa 4.850 Euro starten, zu hoch angesetzt. „Finde den Fehler“, kommentierte Gassen. Er stellt infrage, warum man nicht gleich ärztliches Personal einstellen solle, das vollumfänglich tätig sein dürfe. Dabei ist anzumerken: Die genannte Summe (4.850€) liegt unterhalb vieler tatsächlich gezahlter Einstiegsgehälter ärztlichen Personals (zwischen ca. 5.280 Euro und 5.600 Euro), insbesondere in tarifgebundenen Kliniken und außerhalb der Grundvergütung. (s. Marburger Bund)
Diese Position steht im Kontrast zu Entwicklungen auf Landesebene. In Nordrhein werden PAs in Modellprojekten systematisch eingebunden, in Westfalen-Lippe laufen strukturierte Integrationsansätze und auch in anderen KVen wie Schleswig-Holstein oder Rheinland-Pfalz ist das Berufsbild in erste Versorgungskonzepte eingebunden. Die KBV hingegen bleibt in ihrer Linie konsistent zurückhaltend. Für viele Akteure im Gesundheitswesen stellt sich damit die Frage, ob die Bundesebene eine aktivere Rolle bei der Strukturierung und Qualitätssicherung des Berufsbildes übernehmen sollte – insbesondere vor dem Hintergrund wachsender Versorgungsbedarfe und zunehmender Akzeptanz des Berufs in der Praxis.
Die zukünftige Entwicklung wird zeigen, ob die KBV ihre Position beibehält oder sich an der dynamischen Gestaltung des Berufsbildes durch Länder-KVen und Versorgungseinrichtungen beteiligen wird.