Am 7. Dezember fand unser Online-Event „PA Gehalt: Das musst du wissen!“ statt. Das Event wurde moderiert von Patrick Klein, Physician Assistant (M.Sc.) und Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Physician Assistants (DGPA e.V.) und Hendrik Bollen, Physician Assistant (B.Sc.) und Gründer des PA Blogs.
Status Quo in Deutschland
In Deutschland gibt es aktuell rund 2.000 Physician Assistant Absolvent:innen. Diese verteilen sich nicht nur auf die knapp 1.900 Kliniken, sondern auch auf ambulante Praxen, MVZ oder haben sogar den Beruf verlassen. Dadurch ist in vielen Kliniken noch kein Physician Assistant eingestellt und die tariflichen und verwaltungstechnischen Einordnungen weiterhin unklar. Ein einheitlicher Tarifvertrag für Physician Assistants besteht in Deutschland nicht. Das heißt, die Physician Assistants müssen in einer Tariftabelle der Ärzt:innen, Pfleger:innen oder des Verwaltungsdienstes zugeordnet werden. Dabei fehlen den meisten Kliniken und vor allem der Verwaltung, die die Entgeltgruppe entscheiden muss, die Kenntnis über das Berufsbild, deren Aufgaben und können sich nur selten an Referenzwerten orientieren. Zudem bilden die Tarife und das dahinterstehende Tarifrecht die Physician Assistants und deren Aufgaben nur schlecht ab, was die Eingruppierung zusätzlich erschwert. Grundsätzlich zahlen fast alle Kliniken nach festen Tarifen, private Praxen und Medizinische Versorgungs- oder Operationszentren verhandeln dagegen die Gehälter vollkommen frei.
Ist ein Tarifvertrag sinnvoll?
Ein Tarifvertrag kann zweifellos als sinnvoll betrachtet werden, da er klare und sichere Rahmenbedingungen für die Arbeitsverhältnisse schafft. Die tarifliche Einordnung unterscheidet sich je Tätigkeitsprofil, wodurch eine gerechte Bezahlung gewährleistet wird. Dies gewinnt an Bedeutung, wenn man die verschiedenen Zusatzleistungen in Betracht zieht, die durch den Tarifvertrag geregelt werden. Überstunden, Boni, Weihnachtsgeld und ähnliche Aspekte sind transparent festgelegt, wodurch Missverständnisse vermieden werden können. Darüber hinaus ermöglicht ein Tarifvertrag eine automatische Gehaltsentwicklung, die den steigenden Lebenshaltungskosten Rechnung trägt. Durch Tarifverhandlungen und Boni können die Arbeitnehmer:innen zudem von kollektiven Vereinbarungen profitieren. Es ist zu beachten, dass außertarifliche Verträge nur bei deutlich überdurchschnittlichen Gehältern lohnenswert sind und oft mit größeren Schwierigkeiten verbunden sind. Aktuell zeigt sich, dass fast 70% der Physician Assistants nach einem Tarifvertrag bezahlt werden. Eine Studie von Patrick Klein verdeutlicht zudem, dass die meisten Tarifverträge und die spezifische Entgeltgruppe sich nach dem individuellen Tätigkeitsprofil und der Qualifikation richten, was eine differenzierte und gerechte Vergütung ermöglicht.
Studie von Patrick Klein
Patrick Klein führte im Rahmen seiner Masterarbeit eine Untersuchung durch. Dabei wurde das Gehalt in Abhängigkeit der Tätigkeiten untersucht. Es zeigte sich dabei deutlich, dass mit höherwertigen Aufgaben auch das Gehalt erheblich ansteigt und besonders bei Übernahme von Organisations- und Managementtätigkeiten oder invasiven Maßnahmen ein hohes Gehalt zu erwarten ist. Es kann also festgestellt werden, dass eine höhere Vergütung auch nur bei einer Erweiterung des Tätigkeits- und Verantwortungsspektrum wahrscheinlich ist.
Vergleich mit verwandten Berufen
Das Gehalt eines Physician Assistants (PA) wird oft im Kontext mit verschiedenen Berufsgruppen innerhalb der Klinik sowie mit anderen Absolvent:innen eines Bachelorstudiums verglichen. Interessanterweise zeigt sich, dass das Gehalt eines Physician Assistants im Krankenhaus deutlich über dem Durchschnittseinstiegsgehalt liegt. Diese Tatsache verdeutlicht die Wertschätzung und die spezifischen Fähigkeiten, die ein Physician Assistant in der klinischen Umgebung mitbringt. Verglichen mit anderen Bachelorabsolvent:innen liegt das Gehalt eines PA im allgemeinen Durchschnitt, wobei es sogar höher ausfallen kann als bei einigen anderen Bachelorabsolvent:innen, zum Beispiel denen der Geisteswissenschaften. Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass der Physician Assistant mit einem Einstiegsgehalt von mindestens 3.700€ eine faire Vergütung im Vergleich zu anderen Bachelorabsolvent:innen erhält, was die spezialisierten Kenntnisse und Verantwortlichkeiten dieses Berufs widerspiegelt.
Wie entscheidend ist das Gehalt für eine Stelle
Macht Geld glücklich? Die Frage, ob Geld das wichtigste Argument für die Wahl einer Stelle ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Zwar spielt die finanzielle Vergütung eine entscheidende Rolle, doch andere Aspekte können ebenfalls von großer Bedeutung sein. Die Belastung, Verantwortung und Work-Life-Balance sind wesentliche Faktoren, die die Attraktivität einer Stelle beeinflussen können. Die Aussicht auf eine spezielle Position in einem gut funktionierenden Team kann ebenso entscheidend sein wie die finanziellen Aspekte. Zudem sollten Benefits wie Jobticket, Altersvorsorge und Dienstwagen in Betracht gezogen werden, da sie die Gesamtzufriedenheit am Arbeitsplatz erhöhen können. Ein Telefonat mit Gisbert, der seinen Job als “den besten der Welt” bezeichnet, verdeutlicht, dass neben materiellen Anreizen auch sinnstiftende Arbeit, das Fehlen von übermäßigem Stress und die Zufriedenheit der Patienten wichtige Motivationsfaktoren sein können. Insgesamt zeigt sich, dass eine ausgewogene Kombination aus finanziellen Anreizen, beruflicher Herausforderung, positivem Arbeitsumfeld und sinnstiftender Tätigkeit entscheidend für die Wahl einer Stelle sein kann.
Zukünftige Perspektiven zum Physician Assistant Gehalt
Unser Online-Event PA Gehalt hat gezeigt, wie wichtig die aktive Beteiligung von PAs an Tarifverhandlungen und darüber hinaus an berufspolitischen Diskussionen ist, denn dadurch können die Interessen von PAs vertreten werden – dies ist für eine gerechte Entlohnung entscheidend. Das PA Gehalt lässt sich nicht pauschal für jede:n festlegen. Erfahrung, Qualifikationsniveau und Weiterbildungen spielen neben der eigenen Fähigkeit zu verhandeln eine Rolle. Solange es noch kein einheitlich geregeltes PA Gehalt gibt, heißt es also verhandeln und vor allem: sich berufspolitisch beteiligen. Dadurch verbessern sich nicht nur die eigenen Karriereaussichten, sondern auch die aller PAs in Deutschland.
Wir haben letztes Jahr bereits unsere Gehaltsstudie 2022 veröffentlicht, die ihr auf unserer Seite nachlesen und downloaden könnt. Ihr möchtet euch an unserer neuen Gehaltsstudie 2024 beteiligen? Hier klicken und an der Umfrage teilnehmen.
Vielen Dank an Patrick Klein für das wegweisende Gespräch im Physician Assistant Gehalt Event.
Ihr wollt euch berufspolitisch engagieren? Mehr Infos dazu findet ihr auf der Website der DGPA e.V.
Ihr könnt das Online-Event in unserem Podcast PA Talk nachhören: