Seit März 2023 läuft an der Universitätsmedizin Essen (UME) eines der größten Physician Assistant Projekte Deutschlands. Initiiert und gefördert von Prof. Dr. Jochen A. Werner, dem Ärztlichen Direktor, und umgesetzt unter der Projektleitung von Hendrik Bollen, entstand ein Projekt, das den Physician Assistant-Beruf in den Klinikalltag integriert und für eine nachhaltige Entlastung der ärztlichen Kolleg:innen sorgt. Nun, nach 1,5 Jahren intensiver Arbeit, zieht die Universitätsmedizin Essen eine erste Bilanz und zeigt sich mit den Ergebnissen äußerst zufrieden.
Projektstart und erste Meilensteine
Die Basis des Projekts bildeten zwei bereits unabhängig voneinander eingestellte Physician Assistants, doch der Plan sah eine systematische und strukturierte Implementierung des Berufsbildes vor. Seit März 2023 leitete Hendrik Bollen die Umsetzung des Projekts auf klinischer und administrativer Ebene, wobei er eng mit den einzelnen Abteilungen sowie der Verwaltung zusammenarbeitete. Ziel war es, herauszufinden, in welchen Klinikbereichen Physician Assistants den größten Mehrwert bringen, welche Aufgaben sie übernehmen können und welche strukturellen Ziele – wie Entlastung und verbesserte Patientenbetreuung – realistisch und effizient erreicht werden können.
Klinische Integration: Tätigkeitsprofile als Schlüssel zum Erfolg
Ein zentraler Schritt bestand darin, für jede Abteilung ein passgenaues Tätigkeitsprofil zu entwickeln, das sowohl die Anforderungen der jeweiligen Klinik berücksichtigt als auch attraktiv für PA-Bewerber:innen ist. „Ein breites und anspruchsvolles Tätigkeitsprofil zu erstellen, das die Erwartungen der Ärzt:innen erfüllt und die Physician Assistants fachlich fordert, war entscheidend für den Erfolg“, betont Bollen. Die Profile entstanden durch Bedarfsanalysen und Hospitationen, bevor sie in enger Abstimmung mit den Chefärzten finalisiert wurden. Ziel war es, sicherzustellen, dass die Physician Assistants in ihrem Aufgabenfeld eine spürbare Entlastung bieten und die Erwartungen der Abteilungen vollständig abdecken.
Administrative Herausforderungen und die Bedeutung der Stakeholder-Einbindung
Nicht nur die klinischen Strukturen mussten für die Implementierung angepasst werden, auch auf der Verwaltungsseite galt es, zahlreiche Anforderungen zu erfüllen: So mussten Konzepte für eine einheitliche Eingruppierung, Delegationsvereinbarungen, Haftpflichtversicherungen und Einarbeitungskonzepte für die Physician Assistants erstellt werden. In enger Zusammenarbeit mit der IT-Abteilung wurde auch ein IT-Profil für Physician Assistants entwickelt, das speziell auf die Anforderungen und Arbeitsabläufe dieser Berufsgruppe abgestimmt ist. Für einen strukturellen Erfolg war dabei entscheidend, frühzeitig alle relevanten Verwaltungspartner und Stakeholder einzubeziehen. „Die Einbindung und Abstimmung mit den Ansprechpartnern aus der Verwaltung war unerlässlich, um die administrativen Grundlagen zu schaffen, auf denen die klinische Implementierung erfolgreich aufbauen konnte,“ so Bollen.
Die Bilanz: Positive Resonanz und hohe Zufriedenheit
Nach eineinhalb Jahren Projektdauer zieht die Universitätsmedizin Essen nun eine positive Bilanz. Insgesamt wurden 20 Physician Assistant Stellen in über sechs Abteilungen geschaffen. Die Klinikdirektoren äußern sich durchweg zufrieden: Die Physician Assistants haben die Betreuungskontinuität verbessert und für eine spürbare Entlastung des ärztlichen Personals gesorgt. In einer Umfrage gaben sechs von sieben Chefärzten an, die Zusammenarbeit mit Physician Assistants uneingeschränkt weiterzuempfehlen und sogar eine Ausweitung des Physician Assistant Teams in ihren Abteilungen begrüßen zu würden. Lediglich in einer Abteilung besteht noch Anpassungsbedarf im Tätigkeitsprofil, um die spezifischen Anforderungen voll abzudecken.
Die Chefärzte lobten insbesondere den positiven Einfluss der Physician Assistants auf die Patientenversorgung und die Flexibilität, die sie dem ärztlichen Personal ermöglichen.
Von der UME in die Breite: Deutschlandweite Physician Assistant Implementierungen
Nach erfolgreicher Implementierung hat Hendrik Bollen das Projekt an der Universitätsmedizin Essen nun übergeben und widmet sich neuen Aufgaben: Über PA Jobs unterstützt er Kliniken, Praxen und Medizinische Versorgungszentren (MVZs) dabei, Physician Assistants ebenfalls erfolgreich zu implementieren und optimal einzubinden. „Ich freue mich sehr, dass ich die Implementierung des Physician Assistant Berufsbildes an der Universitätsmedizin Essen leiten durfte und es uns gelungen ist, diesen strukturell in mehreren Fachabteilungen zu etablieren,“ resümiert Bollen. „Der nächste Schritt ist nun die vertiefte Ausarbeitung der Profile in den bestehenden Abteilungen sowie die Einführung in weiteren Abteilungen.“
Mit dieser Bilanz setzt die Universitätsmedizin Essen ein starkes Zeichen für den zukunftsorientierten Einsatz von Physician Assistants im deutschen Gesundheitswesen. Die Implementierung des Physician Assistant Berufsmodells zeigt, wie durch gezielte Einbindung und kluge Strukturierung eine wertvolle Entlastung für das ärztliche Personal und eine verbesserte Patientenversorgung erzielt werden kann.
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