Mit dem neuen Positionspapier des Berufsverbands der Nephrologinnen und Nephrologen in Deutschland rückt die Rolle von Physician Assistants in der nephrologischen Versorgung erstmals ins Zentrum der fachlichen Debatte. Im aktuellen Podcast des PA Blogs spricht Prof. Dr. Bernd Hohenstein, Facharzt für Innere Medizin mit Schwerpunkt Nephrologie, über die Hintergründe der Initiative, erste Praxiserfahrungen und die Chancen des Berufsbilds.
Warum ein Positionspapier?
Das Papier entstand aus einem konkreten Versorgungsalltag heraus: In seinem Zentrum mit elf Standorten und rund 280 Mitarbeitenden arbeiten bereits zwei PAs – eine davon als Absolventin, die andere berufsbegleitend im Studium. Die Erfahrungen waren durchweg positiv, weshalb sich mehrere Mitglieder des Berufsverbands entschlossen, ihre Erkenntnisse zu bündeln und in einem Positionspapier zu veröffentlichen. Ziel ist es, anderen nephrologischen Einrichtungen Orientierung zu bieten und die Rolle von PAs fachlich zu verorten.
Was können Physician Assistants in der Nephrologie leisten?
Im Gespräch schildert Prof. Hohenstein ein breites Tätigkeitsspektrum:
- Begleitung und Durchführung von Dialysevisiten
- CKD-Sprechstunden zur Therapieanpassung und Patientenedukation
- Durchführung sonographischer Untersuchungen (Abdomen, Carotis, Shuntdiagnostik)
- Strukturelle und organisatorische Aufgaben, etwa Befundkoordination oder Dokumentation
- Enge Zusammenarbeit mit nephrologischen Expert:innen – gerade in Einrichtungen mit wenigen Weiterbildungsassistenzen ein wertvoller Lerneffekt
Wichtig sei jedoch eine strukturierte Einführung und ein klares Rollenverständnis: „Wir haben vom ersten Tag an gesagt, PA ist Teil der Ärztegruppe“, betont Hohenstein.
Chancen und Herausforderungen
Die Vorteile liegen auf der Hand: mehr Kontinuität in der Patientenversorgung, Entlastung des ärztlichen Teams und bessere Nutzung wertvoller Zeitressourcen. Doch es gibt auch Herausforderungen – etwa bei der Abrechnung von Leistungen, bei berufsrechtlichen Abgrenzungen oder im Zusammenspiel mit der ärztlichen Weiterbildung. Entscheidend sei, so Hohenstein, dass es kein Substitutionsmodell, sondern eine komplementäre Ergänzung ärztlicher Tätigkeit bleibt.
Fazit
Das Positionspapier sendet ein klares Signal: Die Nephrologie ist offen für neue Versorgungsmodelle und Physician Assistants können darin eine zentrale Rolle einnehmen. Wer sich für eine moderne, teamorientierte Praxisstruktur interessiert, sollte sich mit dem Modell beschäftigen, nicht zuletzt vor dem Hintergrund wachsender Patientenzahlen und zunehmendem Fachkräftemangel.