In der neusten Ausgabe des hessischen Ärzteblatts wurde in einem Gastartikel eines Assistenzarztes das Berufsbild der Physician Assistants mehr als kritisch betrachtet. Von Patientengefährdung bis zu Rationalisierungen von Ärzten:innen war die Rede.
Die Phyisician Assistants Studentin Lisa Hartmann wollte dies nicht unkommentiert lassen und schrieb einen Leserbrief an das Ärzteblatt.
Diesen lest Ihr hier:
Sehr geehrte Damen und Herren,
Ich möchte in diesem Leserbrief Bezug nehmen auf die in der Ausgabe von 2/2022 veröffentlichte kritische Betrachtung von Physician Assistants.
Ich finde es wichtig, an der Stelle bereits anzumerken, dass meinem Verständnis nach ein großer Unterschied besteht zwischen der kritischen Betrachtung eines relativ neuen Berufsstandes in Deutschland und dem Aufruf ärztlicher Kollegen, diesen jungen Berufsstand regelrecht zu boykottieren (Zitat des Verfassers aus dem Artikel: „ Aber noch können wir das Ruder herumreißen. Wir müssen aber jetzt handeln! Wenn Sie also in verantwortlicher Position sind: Wehren Sie sich gegen eine PA-Einführung und – Implementierung“)!
In dem Artikel verbreitet der Verfasser Herr Dr. Stümer eine regelrechte Panik bzw. Hetze, dass man als Leser den Eindruck gewinnt, den Beruf des Arztes würde es so bald nicht mehr geben, sofern diese jetzt nicht sofort handeln.
Da ich mich derzeit selbst im PA-Studium befinde, bereits eine MFA-Ausbildung absolviert habe sowie zahlreiche Praktika in der Klinik im Zuge des Studiums, befinde ich mich wohl in einer Position, in der ich über den PA-Beruf sehr wohl genügend Informationen besitze und mich kritisch zu dem Artikel von Herrn Dr. Stümer äußern kann.
Zuerst einmal beschreibt die Berufsbezeichnung Physician Assistant, zu deutsch Arztassistent, treffend deren Funktion, nämlich dem Arzt bei seiner Arbeit zu assistieren und ihm deligierbare Aufgaben abzunehmen.
In sämtlichen Kliniken, in denen ich bis jetzt Praktika absolvierte und in denen auch bereits PA‘s arbeiten, sah ich genau dies, nämlich eine homogene Zusammenarbeit zwischen Arzt und PA.
Sehr oft sagten mir sowohl Ärzte (vor allem Assistenzärzte) als auch das dort arbeitende Pflegepersonal, dass die PA‘s seit dem Beginn ihrer Mitarbeit dort die bestehende Arbeitsbelastung für die anderen Berufsgruppen merklich gelindert haben und aus dem Klinikalltag mittlerweile nicht mehr wegzudenken sind.
Es ist kein Geheimnis, dass seit Jahren das Arbeitsaufkommen auf Station wie auch überall sonst in der Klinik für die meisten Ärzte und Pflegende durch Mangel an Personal, etc. schier kaum noch zu bewältigen ist, sofern man dabei den Anspruch hat, jedem Patienten wirklich gerecht zu werden.
Die Einführung eines Berufsstandes, der diesen Druck zumindest etwas lindert, der dem ärztlichen Personal zeitraubende Aufgaben abnimmt, damit diese sich anderen Zeit- und Konzentration fordernden Tätigkeiten widmen können, kommt dann doch gerade recht oder?
Ich kann mit Blick auf meine durchweg positiven Erfahrungen aus meinen Praktika sagen, dass der ärztliche Berufsstand sich so lange von dem der PA’s nicht bedroht fühlen muss bzw. von diesem gar „abgeschafft“ wird wie Ärzte weiterhin gute Arbeit leisten, Hilfe durch Entlastung annehmen und vielleicht auch den Wandel der Zeit akzeptieren, der mitunter neue, vielleicht schon lange benötigte Strukturen im Krankenhaus bringt.
Das Wichtigste, was meiner Meinung nach in Herrn Dr. Stümers Artikel völlig außer Acht gelassen wird, ist doch am Ende die bestmögliche Versorgung des Patienten.
Über eine Reaktion auf meine Stellungnahme zu dem genannten Artikel würde ich mich sehr freuen.
Auch Hendrik schrieb eine öffentliche Stellungnahme, diese findest Du hier.