Was macht ein Physician Assistant in der Inneren Medizin?

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In diesem Interview berichtet Jasmin, Physician Assistant in der Inneren Medizin, von ihrem vielseitigen Arbeitsalltag. Als erste PA an ihrer Klinik hat sie das Berufsbild aktiv mitgestaltet und arbeitet heute in Bereichen wie Kardiologie, Gastroenterologie und Geriatrie.

Sie erzählt, warum sie sich nach ihrer Ausbildung zur MFA und mehreren Anläufen für ein Medizinstudium für das PA-Studium entschieden hat, wie sie den Berufseinstieg erlebt hat und welche Fähigkeiten im Klinikalltag besonders gefragt sind. Jasmins Weg zeigt, wie verantwortungsvoll und abwechslungsreich die Arbeit als PA in der Inneren Medizin sein kann.

Warum hast du dich für das Studium zur Physician Assistant entschieden?

Schon lange war ich auf der Suche nach einer beruflichen Herausforderung. Ich hatte zuerst medizinische Fachangestellte gelernt, in diesem Beruf habe ich mich auch sehr wohl gefühlt, aber ich wollte noch mehr verantwortungsvolle Tätigkeiten übernehmen. Nach mehreren frustranen Versuchen mich um einen Medizinstudienplatz zu bewerben, öffnete sich diese Tür für mich und ich war sofort dafür zu begeistern. Mein damaliger Arbeitgeber legte mir den Flyer für das Studium in mein Fach und ich verwarf alle meine bisherigen Zukunftspläne und startete noch in der gleichen Woche mit dem Studium. 

An welcher Hochschule hast du studiert und warst du zufrieden mit dem Studium?

Ich habe an der Hochschule Döpfer in Regensburg studiert. Ich war damals in der ersten Kohorte für den Studiengang Physician Assistance an dieser Hochschule. Natürlich war alles noch etwas chaotisch, aber im Großen und Ganzen war ich mit dem Studium an der HSD zufrieden. Ich arbeite auch heute noch an der Hochschule Döpfer im Bereich Studierendenberatung speziell für den Studiengang Physician Assistance. 

Fühltest du dich gut vorbereitet auf deine jetzige Tätigkeit? 

Seit April 2021 arbeite ich in der Arberlandklinik Viechtach im Bereich der Inneren Medizin mit den Sektionen Gastroenterologie, Kardiologie, Neurologie und Geriatrie. Das Studium hat mich auf alle Fälle dazu befähigt mehr Tätigkeiten übernehmen zu können und auch das medizinische Hintergrundwissen dafür zu haben. Vieles lernt man aber auch erst im Laufe der Zeit durch aktives Durchführen z.B. die Sonographie. Besonders wertvoll waren die Praxisprojekte, die ich in verschiedenen Kliniken durchgeführt habe. 

Ich war die erste Physician Assistant an der Arberlandklink und war dort aktiv an der Etabierung dieses Berufsbildes beteiligt. 

Wie kamst du zu deiner aktuellen Stelle?

Ich hatte tatsächlich nach dem Studium die Wahl zwischen drei Arbeitsstellen. Die Kontakte habe ich hauptsächlich im Rahmen der Praxisprojekte geknüpft. In der Arberlandklinik Viechtach hatte ich auf früher schon mal gearbeitet und auch Praxisprojekt dort durchgeführt, von daher kann ich das Haus bereits sehr gut. Aufgrund der Nähe zur Heimat habe ich mich für diese Stelle entschieden und das habe ich auch bis heute nicht bereut. 

Wie sieht dein normaler Arbeitsalltag aus?

Mein Arbeitstag beginnt um 7:45 Uhr mit der Morgenbesprechung. Hier werden die Neuaufnahmen aus dem Dienst gemeinsam mit den Ober- und Chefärzt*innen besprochen. Danach haben wir eine kurze Visite auf der Intensivstation. Anschließend bin ich je nach Plan entweder in der Notaufnahme oder auf Station eingeteilt. In der Notaufnahme führe ich Patientenaufnahmen eigenständig durch und bespreche mich zwischendurch mit der zuständigen Oberärztin. Bei den Aufnahmen führe ich alle anfallenden Tätigkeiten durch, wie z.B. Anamnese, körperliche Untersuchung, Ultraschalluntersuchungen, vorbereitende Aufklärungen, Laborabnahmen usw.. 

Auf Station führe ich ebenfalls Laborabnahmen durch, begleite die Visite und betreue eigenständig Patienten unter oberärztlicher Supervision. Hier nehme ich auch an geriatrischen Besprechungen teil. 

Um 13:30 Uhr haben wir unsere Nachmittagsbesprechung, in der wiederum die Neuaufnahmen besprochen werden. Dann arbeitet jeder in seinem Bereich weiter und erledigt die besprochenen Maßnahmen.

Zwischen 15:00 und 16:00 Uhr endet mein Arbeitstag regulär, in der Realität können die Zeiten aber auch abweichen.

Konntest du die praktischen Fähigkeiten bereits vor Antritt der Stelle oder wurden sie dir beigebracht?

Einige der praktischen Fähigkeiten, z.B. Laborabnahmen, das Legen von Venenverweilkanülen konnte ich schon vorher, andere Tätigkeiten, wie z.B. das Durchführen von vorbereitenden Ultraschalluntersuchungen, das Schreiben von Arztbriefen und die komplette Patientenaufnahme in der Notaufnahme, wurden mir beigebracht. 

Ich habe vorher sieben Jahre in einem Dialysezentrum gearbeitet und hatte bereits dort sehr selbstständig gearbeitet. Die durchzuführenden Tätigkeiten sind aber wesentlich mehr und auch viel abwechslungsreicher geworden. Durch den Wechsel der Abteilungen sieht jeder Tag anders aus und man lernt auch jetzt noch täglich etwas Neues dazu. Insgesamt bin ich mit der Entwicklung sehr zufrieden. Auch in der Zukunft möchte ich mich Weiterbilden z.B. mit einem Sonographie-Kurs, um auch in diesem Bereich noch eigenständiger zu werden. 

Gibt es Aufgaben die du außerhalb deiner Routinetätigkeiten erledigst?

An den Wochenenden begleite ich hin und wieder neue Assistenzärzt*innen bei ihren ersten Diensten, sozusagen als mentale Unterstützung. Grundsätzlich sind wir PAs auch Ansprechpartner*innen für die Assistenten und arbeiten auch neue Kolleg*innen ein. Manchmal dienen wir auch als Sprachrohr bei unseren nicht-deutsch-sprechenden Kolleg*innen. 

Welche Qualifikationen sind deiner Meinung nach wichtig für einen Physician Assistant? 

Die wichtigste Qualifikation ist meiner Meinung nach, dass man seine eigenen Grenzen kennt. Da es noch kein Berufsgesetz gibt, ist oft noch nicht ganz klar geregelt, welche Tätigkeiten an Physician Assistants delegiert werden dürfen. Von daher ist es unglaublich wichtig, dass man wirklich selbst einschätzen kann, was man kann und was nicht und ab welchem Zeitpunkt man Unterstützung benötigt bzw. Unklarheiten mit dem zuständigen Arzt bespricht. 

Zusammengefasst ist medizinisches Wissen in Kombination mit praktischer Handlungskompetenz und einem empathischen Umgang mit den Patienten der Schlüssel für eine kompetente Patientenbetreuung. 

Wie kam das Berufsbild bei anderen Berufsgruppen an?

Zu Beginn des Studiums war das Berufsbild noch nicht sehr bekannt und es war teilweise sehr schwierig zu erklären, was PAs überhaupt machen. Auch zu Beginn meiner Tätigkeit, als erste PA im Haus, wusste keiner so ganz genau, wie ich eingesetzt werden sollte. Nach und nach hat sich das Berufsbild allerdings etabliert und mittlerweile übernehme ich fast die gleichen Tätigkeiten wie die Assistenzärzt*innen. Mit größeren Gegnern musste ich mich nie auseinandersetzen. Bei Gegenwind konnte ich meinen Beruf meistens gut erklären und die Zweifel beseitigen. 

Strebst du einen Masterstudiengang an?

Ja, ich würde gerne noch einen Masterstudiengang absolvieren, allerdings weiß ich momentan noch nicht genau, wohin die Reise gehen soll. Das Angebot an Masterstudiengängen entwickelt sich stetig weiter und ich finde v.a. die Masterstudiengänge mit Spezialisierung auf einen bestimmten Fachbereich sehr interessant. Auch der Master Humanmedizin würde mich interessieren. Ziel wäre auf alle Fälle das bereits vorhandene Wissen noch zu erweitern und zu vertiefen, um eine noch bessere Patientenversorgung gewährleisten zu können. Der finanzielle Anreiz spielt natürlich ebenfalls eine Rolle, ist aber nicht die Hauptmotivation. 

Hast du eine Zukunftsvision für das Berufsbild? 

Ich wünsche mir, dass die Entwicklung des Berufsbildes stetig voranschreitet. Ich könnte mir auch gut vorstellen, dass PAs in Praxen oder MVZs mitarbeiten. Hier wäre es wünschenswert, dass Abrechnungsziffern speziell für Leistungen, die durch PAs erbracht werden, eingeführt werden. 

Man sieht auch jetzt schon einen positiven Trend, da viele Kliniken mittlerweile aktiv Physician Assistants suchen, oder das Studium finanziell unterstützen. 

Ich hoffe, dass PAs in 10 Jahren nicht mehr als Exot*innen gesehen werden, sondern soweit etabliert sind, dass sie in der medizinischen Versorgung nicht mehr wegzudenken sind. 

Welche Empfehlung kannst du PA-Studierenden geben?

Nutze das Studium für deine persönliche und berufliche Weiterentwicklung und nehme so viel daraus mit, wie nur möglich. Verschaffe dir im Rahmen der Praxisprojekte Einblicke in die verschiedenen Fachbereiche und entscheide dich danach erst, was dir gefällt. Behandle deine Patient*innen immer so, wie du selbst auch gerne behandelt werden möchtest, dann bekommt man auch einiges zurück. 

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