Was macht ein Physician Assistant in der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie?


Katja war so nett und hat sich unseren Fragen gestellt. Das Interview über ihren Berufsalltag findet Ihr unten. Fragen zum Interview oder an Katja könnt Ihr gerne in die Kommentare schreiben.


Warum hast Du Dich für das Studium zum Physician Assistant entschieden?

Vor Beginn des Studiums habe ich bereits 17 Jahre als Gesundheits- und Krankenpflegerin in der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie gearbeitet. Fort- und Weiterbildungen habe ich immer gerne in Anspruch genommen, um Fachwissen und Kompetenzen zu vertiefen und zu erweitern. Das Studium stellte mich als Mutter und Ü40 vor eine besondere Herausforderung, aber gab mir auch die Chance nochmal etwas neues mit mehr Verantwortung zu beginnen.

An welcher Universität/Fachhochschule hast Du studiert und warst Du zufrieden mit dem Studium?

Ich habe mein Studium an der Steinbeis Hochschule Berlin absolviert. Da der Studiengang ja noch recht neu ist, gab es sicherlich hier und da einige organisatorische Probleme, aus denen man für die Zukunft und die nächsten Semester lernen kann. Ich persönlich habe mich immer als Studentin ernst genommen und wohl gefühlt.

Fühltest Du Dich gut vorbereitet auf Deine jetzige Tätigkeit?

Durch meine langjährige Berufstätigkeit in der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie habe ich natürlich bereits einiges an Fachwissen erwerben können. Dennoch lernt man nie aus, insbesondere in der Anatomie und Pathologie. Praktische und administrative Tätigkeiten lernt man dann erst durch stetige Wiederholungen im klinischen Alltag.

Wie kamst Du zu Deiner aktuellen Stelle und wie gelang Dir der Start ins Berufsleben?

Als ich mich für das Studium entschieden habe, war für mich klar, dass ich nach dessen Beendigung auch weiter in der MKG tätig sein möchte. Das Berufsbild ist sehr jung und bei vielen noch unbekannt. Durch die Unterstützung des Klinikdirektors Prof. Gosau, der pflegerischen Zentrumsleitung Herr Thomsen und der Stationsleitung Frau Tiedemann, verbunden mit vielen Gesprächen auf verschiedenen Ebenen wie Personalrat, Personalabteilung oder Pflegedirektion, wurde mir dies ermöglicht. Ich bin sehr dankbar, dass auch meine Kollegen aus der Pflege mich in meiner neuen Tätigkeit akzeptieren und wir gut zusammenarbeiten.

Wie sieht Dein normaler Arbeitsalltag aus?

Mein Dienst beginnt um 7 Uhr. Bis zum Beginn der Frühbesprechung lese ich mich nochmal in die Fälle der stationären Patienten ein, überprüfe offene Konsile und schreibe mir schon eine To-do-Liste, was erledigt werden muss. In der Frühbesprechung um 7.30 Uhr stellt der ärztliche Kollege des Nachtdienstes stationäre Aufnahmen vor und berichtet von den Intensivpatienten. Zudem werden die Operationen und evtl. Besonderheiten des Vortages sowie der aktuelle OP-Plan besprochen. Nach der Frühbesprechung erfolgt die gemeinsame Besprechung mit dem Stationsarzt und die Entlassungsgespräche. Danach beginnt die Visite gemeinsam mit dem Oberarzt oder Chefarzt, dem Stationsarzt, der zuständigen Bereichspflegekraft und mir. Ich bin hier für die Dokumentation verantwortlich. Nach der Visite führe ich eigenständig alle notwendigen Verbände, intraoralen Inspektionen und Spülungen von intra- oder extraoralen Drainagen bzw. Tamponadenwechsel durch. Tracheotomierte Patienten dekanüliere ich gemeinsam mit einer Pflegekraft. Sind kleinere chirurgische Eingriffe in Lokalanästhesie notwendig, assistiere ich dabei. Zudem werden die in der Visite festgelegten Konsile und Visitenanforderungen sowie Anträge für Rehamaßnahmen angemeldet. In Absprache mit dem Pflegepersonal nehme ich Blut ab, lege Venenverweilkanülen oder steche Port-Systeme an. Für stationäre Aufnahmen führe ich die Anamnese und körperliche Untersuchungen durch, kontrolliere die Vollständigkeit der Patientenakte, bereite notwendige OP-Aufklärungen für den Stationsarzt vor. Im weiteren Tagesverlauf werden erfolgte Konsile und postoperative Anordnungen umgesetzt, eingehende pathologische und mikrobiologische Befunde kontrolliert und Entlassungsbriefe geschrieben. Mein Dienst endet um 15 Uhr, Überstunden sind aber nicht selten und zu vermeiden.

Hattest Du die praktischen Fähigkeiten bereits vor Antritt der Stelle oder wurden Sie Dir beigebracht?

Da ich seit 1999 in der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie gearbeitet habe, waren mir sowohl die Krankheitsbilder, als auch die Therapien bekannt. Spezielle praktische Besonderheiten wie Tamponadenwechsel/Spülungen oder Dekanülierungen waren mir im Ablauf nicht fremd und so konnte ich diese schnell eigenständig durchführen. Alle administrativen Tätigkeiten, die in der Stationsarbeit notwendig sind, wurden mir bereits während der Praxiseinsätze erläutert und es erfolgte diesbezüglich eine Einarbeitung.

Welche Qualifikationen sind Deiner Meinung nach wichtig für einen PA?

Selbstständiges Arbeiten verbunden mit einem hohen Maß an Eigenverantwortung, zugleich aber auch Stärken und Schwächen im Sinne von Verantwortungsbereichen kennen und offen kommunizieren. Teamfähigkeit: ich sehe mich als Bindeglied zwischen Pflege und Ärzteschaft. Hier muss man manchmal den richtigen Mittelweg finden. Flexibilität und Engagement sowie Leistungsbereitschaft.

Gibt es Aufgaben die Du außerhalb deiner Routinetätigkeiten erledigst?

Im letzten Jahr durfte ich eine Studie begleiten, die sich mit der Genauigkeit eines Lasers während einer Umstellungsosteomie im Oberkiefer beschäftigte. Hier war ich für die prä-, intra- und postoperative Datenerhebung und Dokumentation verantwortlich. Neben der Stationsarbeit eine solche Aufgabe durchzuführen und Verantwortung innezuhaben sowie die Zusammenarbeit mit den verschiedenen Verantwortlichen einer Studie hat mir großen Spaß gemacht. Da ich die feste Konstante auf der Station bin und quasi ein alter Hase in unserer Klinik bin, arbeite ich auch neue Kollegen oder Studenten in die notwendigen Aufgaben für die Station ein und in das manchmal verwirrende Konstrukt einer Uniklinik.

Wie kam das Berufsbild bei anderen Berufsgruppen an?

Meine Kollegen aus der Pflege haben meine berufliche Weiterentwicklung befürwortet und mich darin gestärkt. Es gab keinerlei Differenzen oder Spannungen. Auch alle ärztlichen Kollegen in meiner Klinik haben mich schon während meines Studiums unterstützt und sind dankbar, dass ich sie durch mein Tätigkeitsfeld in der Klinik unterstütze und ein Stück weit entlasten kann. Es gab bisher nur einmal Diskussionsbedarf mit der Leitung der Physiotherapie. Nach Rücksprache mit der Rechtsabteilung ist es PAs im UKE nicht erlaubt, physiotherapeutische Anordnungen anzumelden, da dies einer ärztlichen Verordnung entspricht.

Strebst Du einen Masterstudiengang an?

Eine Freundin und ehemalige Kommilitonin hat mir von der Möglichkeit einer Promotion zum Dr. rer. med. berichtet. Die ist ein längerer Prozess und es müssen einige Voraussetzungen dafür stimmen. Ausschließen möchte ich es nicht. Eine Studie dafür steht zumindest wieder in den Startlöchern.

Hast Du eine Zukunftsvision für das Berufsbild?

Oft hörte ich in Gesprächen das Argument, ein PA würde die Stelle eines ärztlichen Kollegen blockieren oder besetzen. Ich sehe den PA nicht als Konkurrenz zum ärztlichen Personal, denn er ist eine wichtige Unterstützung in jeder Klinik. Davon profitieren sowohl die Patienten, als auch alle anderen Berufsgruppen. Die Nachfrage wird steigen. Schon jetzt zeichnet sich dies sowohl an der Vielzahl von Hochschulen für den Studiengang als auch an den Stellengesuchen ab.

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