Was macht ein Physician Assistant in der Geriatrie?

Kathrin ist Physician Assistant in der Geriatrie und war so nett und hat sich unseren Fragen gestellt. Das Interview über ihren Berufsalltag findet Ihr unten. Fragen zum Interview oder an Kathrin könnt Ihr gerne in die Kommentare schreiben !

Warum hast Du Dich für das Studium zum Physician Assistant entschieden?

Da ich nach meinem Abitur studieren wollte, jedoch nicht vor hatte Medizin zu studieren, kam mir der „neue“ Beruf als Physician Assistant sehr gelegen. Ich hatte mich bereits nach Berufen im Gesundheitswesen umgeschaut. Jedoch entsprachen die Tätigkeitsfelder nicht 100-prozentig meinen Vorstellungen. Am ehesten hatte mich zu dem Zeitpunkt eine Ausbildung zur OTA interessiert. Als ich von meinem Vater, der als Medizinproduktberater beruflich viel in Krankenhäusern unterwegs ist, erfahren habe, dass es den Beruf einer Arztassistenz gibt, habe ich sofort recherchiert und mir im Anschluss das Ziel gesetzt eine Physician Assistant zu werden.

An welcher Universität/Fachhochschule hast Du studiert und warst Du zufrieden mit dem Studium?

Ich habe an der Fliedner Fachhochschule in Düsseldorf studiert und insgesamt bin ich mit dem Studium zufrieden gewesen. Zwar gab es hier und da organisatorische Mängel und im Nachhinein kann man immer sagen: „Das hätte man aber besser machen können!“, aber die Dozenten waren alle sehr bemüht uns das Wesentliche zu vermitteln. Zudem wurden halbjährlich Bewertungsbögen verteilt, indem wir die Vorlesungen samt Dozent beurteilen durften. Das Studium wurde an der FFH zum Zeitpunkt meines Einschreibens erst seit zwei Jahren angeboten. Demnach gehörte ich im Jahr 2018 zu den Bachelor-Absolventen des dritten Jahres. Da der Beruf in Deutschland noch relativ unbekannt war, gehörten die Wörter „Etabilierung“ und „Pioniersarbeit“ zur Tagesordnung. Uns wurde täglich vor Augen gehalten, dass der Weg nicht immer einfach sein wird, aber sich die Mühe letztendlich lohnt. Ein großes Interesse daran unsere Meinung zu vertreten, um somit das Studium zu optimieren hatten vor allem Frau Mück, Herr Prof. Dr. Stollwerck sowie Herr Prof. Dr. Heistermann. Und ohne sie ständen wir nicht dort wo wir jetzt stehen.

Fühltest Du Dich gut vorbereitet auf Deine jetzige Tätigkeit?

Seit 2019 arbeite ich in der Fachabteilung für Geriatrie. Auch wenn ich zuvor keinen Kontakt mit der Abteilung hatte, da meine Einsätze in anderen Fachrichtungen stattgefunden haben, so kannte ich durch meinen Praxiseinsatz in internistischen Fachrichtungen wie der Kardiologie und Anästhesie, zumindest den groben Ablauf eines Klinikalltags. In die Stationsarbeit konnte ich mich also schnell einbringen. Bei fachspezifischen Themen muss ich mich hin und wieder in die Thematik einlesen, da das Fach Geriatrie nur geringfügig im Studium thematisiert wurde. Jedoch hab ich die wichtigsten Basics während des Studiums erhalten.

Welche Inhalte hättest Du Dir noch gewünscht?

Am meisten hat mir der direkte Theorie-Praxis-Verbund gefehlt. Denn die Inhalte, die man im Semester aktuell gelernt hat, waren in der Praxis nicht umsetzbar, wenn man in einer anderen Fachrichtung im Einsatz war. Das fand ich ziemlich ernüchternd, da sich in der Praxis die Theorie am besten festigt und ich eigentlich nicht bis zum übernächsten Einsatz warten wollte, um die gelernte Theorie in der Praxis umzusetzen. In der FFH wird oft von einer Verzahnung von Theorie und Praxis gesprochen. Diese ist zwar vorhanden, aber funktionierte für mich nicht optimal. Zudem hätte ich mir für jede Abteilung im Krankenhaus einen Mentor gewünscht, an den man sich bei Fragen immer wenden kann. Des Weiteren war die Pharmakologie-Vorlesung für mich in Bezug auf die Praxis wenig hilfreich, da diese der Praxis sehr fern war und unserem Berufsbild nicht angepasst wurde. Es hätte mir z.B. geholfen wenn der Schwerpunkt auf Goldstandards beziehungsweise Leitlinien gelegt worden wäre. Die Menge an Vorlesungen und Fachrichtung war im Studium definitiv ausreichend. Dennoch finde ich es schade, dass es keinen Beitrag zur Geriatrie gab. Wir arbeiten an einem Ort, der dem demographischen Wandel ausgesetzt ist. Die Patienten werden älter und multimorbider. Ich denke ein bisschen geriatrisches „Know-how“, wäre als Physician Assistant für den Klinikalltag sicherlich hilfreich.

Wie kamst Du zu Deiner aktuellen Stelle und wie gelang Dir der Start ins Berufsleben ?

Ich musste viele Initiativbewerbungen schreiben. Von den Wenigsten habe ich bis heute eine Rückmeldung erhalten. Ich wurde insgesamt zu drei Vorstellungsgesprächen eingeladen und erhielt nach drei Monaten Suche mein erstes Jobangebot, welches ich auch angenommen habe. Mein Start ins Berufsleben war etwas holprig. Meine letzte Praxisphase war Monate her, wodurch mir die Routine fehlte. Allerdings war ich durch diese Durststrecke auch sehr motiviert, da ich richtig Lust hatte endlich als Physician Assistant zu arbeiten und nicht nur als Studentin. Zuvor hatte ich noch nicht in einer geriatrischen Abteilung gearbeitet, dennoch wurde ich als erste Physician Assistant in dem Team aus Ärzten, Pflegekräften und Therapeuten sehr gut aufgenommen und eingearbeitet.

Wie sieht Dein normaler Arbeitsalltag als PA in der Geriatrie aus?

KURZ

8.00 Uhr Arbeitsbeginn.

8.10 Uhr Ärztliche Übergabe vom Diensthabenden.

8.30 Uhr Blutentnahmen, Vigos für Antibiosen/Infusionen/EndoskopienVisitenbegleitung inklusive ärztlicher Dokumentation der Visite, Unterstützung bei der Kurvenvisite Ausarbeitung der Visite: Anmeldung von Konsilen und Funktionsdiagnostik sowie Endoskopien, Anforderung von externen Befunden, Antragstellung für ein häusliches Langzeitsauerstoffgerät sowie für eine Anschlussheilbehandlung, Rücksprache mit dem Sozialdienst, den Therapeuten und der Pflege.

12.30 Uhr Röntgenbesprechung, anschließend 30min Mittagspause. Unterstützung bei der Abdomensonographie, Unterstützung bei ZVK Anlage, PEG-Anlage, SPDK-Anlage/Wechsel, Anlegen von Briefen, Dokumentation der geriatrischen frührehabilitativen Komplexbehandlung.

16.30 Uhr Feierabend.
Am meisten gefällt mir die Arbeit, wenn ich z.B. bei einer ZVK-, SPDK-, oder PEG-Anlage assistiere. Des Weiteren sagt mir die Abdomensonographie zu. Sonographische Restharnkontrollen nach BDK-Entfernung darf ich bereits eigenständig ausführen.

Hattest Du die praktischen Fähigkeiten bereits vor Antritt der Stelle oder wurden Sie Dir beigebracht?

In den Praxisphasen während des Studiums habe ich das Blutabnehmen gelernt sowie das Legen von venösen Zugängen. Das Verfassen von Entlassungsbriefen wurde mir grob im Studium während eines Praxiseinsatz in der Kardiologie beigebracht. Durch regelmäßiges Feedback einer meiner ärztlichen Kolleginnen, konnte ich diese Fähigkeit nun optimieren. Kurz nachdem ich eingestellt wurde, brauchte ich in Teilbereichen noch ärztliche Unterstützung und Anleitung. Das entfiel mit der Zeit. Da ich sehr an der Sonographie interessiert bin, habe ich mir als Ziel gesetzt, in ein bis zwei Jahren selbstständig alle Bauchorgane schallen und beurteilen zu können. Aktuell werde ich von den Ärzten während der Untersuchung angeleitet, was mich meinem Ziel deutlich näher bringt. Des Weiteren möchte ich auf kurze Sicht Ruhe-EKGs bewerten können, um auf lange Sicht die Auswertung von LZ EKGs durchzuführen.

Welche Qualifikationen sind Deiner Meinung nach wichtig für einen PA?

Am Wichtigsten ist, denke ich, der Bachelorabschluss. Unabhängig davon, ob man vorher eine Ausbildung abgeschlossen hat oder ausschließlich Abiturient ist. Zudem sollte ein PA teamfähig, zuverlässig und kommunikativ sein. Eine gewisse mentale Stabilität und Professionalität sollte ebenfalls vorhanden sein in Bezug auf Patienten- und Angehörigengespräche. Außerdem sollte ein PA bereit sein auch nach dem Studium Neues dazuzulernen.

Gibt es Aufgaben die Du außerhalb deiner Routinetätigkeiten erledigst?

Ich lerne neue Kollegen im Umgang mit der elektronischen Patientenakte an.

Wie kam das Berufsbild bei anderen Berufsgruppen an?

Da ich in dem Krankenhaus als erste PA eingestellt wurde, war ich anfangs vielen Fragen zum Tätigkeitsfeld und zum Studium ausgesetzt. Jedoch wurde ich herzlich im Team aufgenommen und konnte mich schnell im Team einfügen. Eine Kollegin war so angetan von dem Berufsbild, dass sie es ihrer Schwester nach dem Abitur weiterempfohlen hat. In einem Fall hatte eine neue Kollegin mein Berufsbild nicht ganz verstanden und mein Tätigkeitsfeld nicht nachvollziehen können, sodass sie mir pflegerische Tätigkeiten delegieren wollte. Nachdem dies häufiger vorkam, suchte ich das Gespräch mit meiner und ihrer Vorgesetzen. Im gemeinsamen Gespräch konnten wir Unklarheiten beiseite räumen. Seit dem kennt sie meinen Funktionsbereich im Team und kann mich dementsprechend einordnen.

Strebst Du einen Masterstudiengang an?

Aktuell eher nicht. Ich kann es mir zwar vorstellen den Masterstudiengang zu absolvieren, jedoch ist es nicht mein primäres Ziel. Eher eine Option, die ich mir offen halte.

Hast Du eine Zukunftsvision für das Berufsbild?

Meine Zukunftsvision ist, dass in zehn Jahren PAs mit ausreichender Berufserfahrung als Mentor in Kooperationshäusern fungieren und mit der entsprechenden Fachhochschule in Kontakt stehen, sodass Theorie und Praxis optimal verzahnt sind. Zudem können PAs an Fachhochschulen Vorlesungen halten. Des Weiteren kann ich mir vorstellen, dass der PA seinen Weg in die Hausarztpraxen schafft.

Welche Empfehlung kannst Du PA-Student:innen geben?

Bleibt am Ball und wenn ihr zum 1000sten mal Euren Beruf und Euer Tätigkeitsfeld erklären müsst, dann ist das so. Denn nur so findet unser Beruf Anklang und wird etabliert. Zeigt Passion, dass das was ihr tut unverzichtbar ist. Macht Euch wertvoll im Klinikalltag. Bindet Euch ein zwischen Pflege und Arzt. Fungiert als Kommunikationsbrücke.

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