Physician Assistant in der Kinderkardiologie: Einstieg nach dem Studium, Herausforderungen und Resümee nach einem Jahr

Mein Name ist Vanessa Mertens, Physician Assistant in der Kinderkardiologie in Aachen. Ich bin Ressortleitern Ausbildung in der Deutschen Gesellschaft für Physician Assistant (DGPA). Ich möchte Euch hiermit einen Einblick in meinen Berufsalltag sowie Herausforderungen nach dem Studium geben. 

Ich habe 2022 im August mein Studium an der Hochschule Döpfer in Köln erfolgreich abgeschlossen. Zuvor habe ich einiges ausprobiert bis ich zu meinem Traumjob „Physician Assistant in der Kinderkardiologie“ gelangt bin. 

Seit April 2022 arbeite ich nun als Physician Assistant in der Kindekardiologie. Zunächst noch als PA in Ausbildung und seit August als fertige PA. 

Bereits in meinem Studium konnte ich meinen heutigen Arbeitgeber und meine heutige Station kennenlernen. Ich wollte in meinem Studium immer einmal eine pädiatrische Fachabteilung kennenlernen um für mich selbst zu schauen mit welchen Patienten ich gerne in Zukunft arbeiten möchte. Als gelernte Ergotherapeutin habe ich bereits Erfahrungen im Umgang mit Kindern sammeln können und habe auch während meines Studiums weiter als Ergotherapeutin in einer Kita gearbeitet um mein Studium zu finanzieren. 

Der Start in der Kinderkardiologie fiel mir, aufgrund meiner tollen Kollegen, sehr leicht. Sie haben mich bereits im Studium wie ein vollwertiges Mitglied des Teams behandelt. Ich wurde bei allen Tätigkeiten von meinem zuständigen Arzt mitgenommen und mir wurde alles ausführlich erklärt und gezeigt. Innerhalb weniger Wochen ist mir die Arbeit mit den Kindern, das Team und die Kinderkardiologie sehr ans Herz gewachsen. Wie bin ich nun an die Stelle gekommen? Bereits während meines Praxiseinsatzes habe ich mit dem Stationsoberarzt Rücksprache gehalten, ob sich die Abteilung eine Physician Assistant vorstellen könne und stieß auf positive Rückmeldung. Nach einem weiteren Gespräch mit dem damaligen Chefarzt wollten wir weiterhin Kontakt halten. So habe ich mich bereits im Januar 2023 initiativ beworben, jedoch mit der Intention mich für nach meinem Studium zu bewerben. Innerhalb desselben Tages habe ich eine Zusage erhalten, mit dem Angebot bereits während meines Studiums zu beginnen.

Niemals hätte ich damit gerechnet aber mich natürlich sehr darüber gefreut. 

Der Beginn im Studium war jedoch gar nicht so leicht wie gedacht. Eine neue Stelle mit neuen Aufgaben und Verantwortung kombiniert mit dem Studium waren monatelang eine Herausforderung. Wer kennt es nicht? Man möchte sein Bestes geben und ist tagtäglich außerordentlich bemüht alles korrekt zu machen. Jedoch konnte man nach Feierabend nicht einfach seine Freizeit genießen, denn um seinen Traumjob zu behalten möchte man natürlich auch sein Studium vernünftig abschließen. Nicht nur das: Eine neue Stelle bedeutet auch neues benötigtes Wissen. Pädiatrie war in meinem Studium ein klitzekleiner Bestandteil des Lehrinhaltes, es wurde eher stiefmütterlich behandelt. Insbesondere Kinderkardiologie war kein Teil des Inhaltes. Was bedeutet das? Natürlich lernen. Man lernt niemals aus im Arbeitsalltag. Zusätzlich zum Studium eine Herausforderung. Ich erinnere mich an einige Tage, wo man kurz vor dem Verzweifeln stand „wie bekomme ich das alles nur in meinen Kopf?!“. Nichtsdestotrotz habe ich mein Studium erfolgreich abgeschlossen.  

Nach nun einem Jahr in der Kinderkardiologie habe ich noch lange nicht ausgelernt. Ich setze mich 2-3x die Woche an den Schreibtisch und lerne, denn die Kinderkardiologie ist ganz schön komplex. Wir behandeln von Neugeborenen bis hin zu 80-jährigen Erwachsenen mit angeborenen Herzfehlern. Es ist häufig nicht rein Kinderkardiologisch, sondern die Kinder mit Herzfehler werden auch ab und an pädiatrisch von uns versorgt. Heißt auch in der Pädiatrie muss man sich weiterbilden aber genau das liebe ich sehr an meiner Arbeit. Man lernt täglich dazu. 

Was sind die Aufgaben einer PA in der Kinderkardiologie?
Ich nehme täglich an den morgendlichen Übergaben teil, dort werden die Patienten besprochen, welche Besonderheiten es in der Nacht gab und welche Aufnahmen für den jeweiligen Tag anstehen. Dann beginnt der Tag auf unserer kinderkardiologischen Station. Unsere Abteilung ist in 4 „Teile“ aufgeteilt: Intensivstation, Ambulanz, Herzkatheter und Station. Ich bin primär auf unserer Station eingeteilt und bilde mit meinem Oberarzt die Konstante auf Station, während unsere Assistenzärzte rotieren.

Auf Station werden die Aufgaben für den gesamten Tag eingeteilt. Ich übernehme meist die Aufnahmen für den Tag und erhebe die Anamnese, führe körperliche Untersuchungen durch, nehme Blut ab, werte das EKG aus. Derzeit werde ich in der Echokardiographie angelernt, gar nicht mal so einfach ein Ultraschall des Herzens durchzuführen, vor allem bei jüngeren Kindern die nicht ruhig liegen bleiben. Die Echokardiographie ist ein großes Anliegen von mir, denn ich möchte noch selbstständiger Arbeiten können und da bildet das Echo einen großen Bestandteil. Ebenso bin ich für die Organisation der MRTs und CTs zuständig. Konsile anmelden, mit ärztlichen Kollegen Rücksprache halten, Patienten auf Station betreuen und die Behandlung mitgestalten, Ansprechpartner für die Pflege sein. All das sind Bestandteile meiner täglichen Arbeit. Natürlich kommen Aufgaben wie Arztbriefe schreiben etc. ebenfalls dazu.

Ich werde primär unter der Woche auf Station eingesetzt. Neu ist nun für mich, dass ich ab nun regelmäßig (maximal 1x monatlich) Visitendienst am Wochenende habe. In dieser Zeit bin ich für die Station zuständig (gemeinsam mit einem zuständigen Oberarzt und Assistenzarzt auf Intensiv). Ich übernehme die Visite, schaue mir die Patienten aus kardiologischer Sicht an und bespreche alles mit dem zuständigen Oberarzt. Ich führe die Echos durch (wo ich sehr von meinen Kollegen unterstützt werde), bereite Entlassungen vor, nehme Blut ab. Ich mache alles was in der Zeit benötigt wird. Das Ganze gibt mir mehr Verantwortung, aber zeigt mir auch das Vertrauen was in meine Fähigkeiten gesetzt wird. 

Das Ganze sind meine Aufgaben und der Rahmen meiner Arbeit. Ich würde jedoch gerne im Folgenden noch ein paar Aspekte ansprechen:

Ich vermute wenn man oben alles liest, dann merkt man schnell wie sehr ich meinen Job liebe. Dennoch war der Start nicht allzu leicht. Wir haben ein paar Physician Assistant in unserer Klinik, jedoch ist der PA trotz allem noch sehr unbekannt. Somit musste ich mich in den ersten Wochen und Monaten immer wieder beweisen. Unser Berufsbild wächst immer weiter, dennoch hat jeder von uns eine Verantwortung wie unser Berufsbild gesehen wird. Ich habe gelernt, dass der Physician Assistant so gesehen wird wie jeder einzelne von uns arbeitet. So wird noch der Nutzen des Berufsbildes an die Leistung einzelner gekoppelt und Sätze wie „erst jetzt sehe ich wie nützlich der PA sein kann, nachdem ich ein paar Pas kennengelernt habe. Ich habe immer gedacht, dass ist unnötig. Aber ihr seid sehr motiviert, wollt lernen und unterstützt uns im Alltag wirklich sehr“. 

Ein wichtiger Punkt, der mir noch am Herzen liegt, sind die Zweifel, welche ab und an auftreten. Ich kann jedem einzelnen sagen, dass garantiert jeder einmal gezweifelt hat ob dieses Studium/der Beruf das richtige ist. Wie oft habe ich im Studium gesessen und nach dem 1000x das Berufsbild erklären gedacht „Will ich das wirklich? Was ist, wenn das Berufsbild keinen Fuß fasst bzw. ich nicht akzeptiert werde?“. Bei so einem „unbekannteren“ Berufsbild kommt es nicht selten vor, dass man keine Lust mehr hat sich zu erklären und sich zu beweisen. Natürlich liest man auch neben allen positiven Artikeln, die kritischen Stimmen zum Berufsbild. Aber das positive Feedback meiner Kollegen beflügelt mich sehr und auch die tägliche Arbeit hilft mir diese Zweifel zu überwinden. Wenn ich mal nicht da bin, so bekomme ich häufig die Rückmeldung wie sehr ich doch fehle und das ich schnell wieder kommen soll. Das Ganze macht einen natürlich stolz und zeigt mir, dass dieses Berufsbild so viel Potenzial hat. 

Dennoch möchte ich betonen, dass Zweifel absolut in Ordnung sind und einen selbst noch einmal zur Reflexion bringt. Mich macht es sehr glücklich zu sehen wie das Berufsbild wächst und immer mehr Anklang findet. Wir haben noch einen langen Weg vor uns aber ich glaube jeder einzelne kann was dazu beitragen.

Eine Antwort

  1. Ein sehr schön formuliert Text. Macht echt Spaß diesen zu lesen. Das motiviert mich nochmal mehr. Vor allem weil man merkt wie sehr du deinen Job liebst. Das weckt meine Neugier in meinem Praxiseinsatz auch mal in der Kinderkardiologie vorbeizuschauen.

    LG
    Lena

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