Im Interview: Physician Assistant in der Arbeitsmedizin

Physician Assistant Arbeitsmedizin

In unserem Interview haben wir mit Physician Assistant Matthias gesprochen, der in der vielseitigen Welt der Arbeitsmedizin tätig ist. Er gibt uns Einblicke in seinen Arbeitsalltag, die besonderen Herausforderungen in diesem Fachgebiet und wie er als Physician Assistant einen wertvollen Beitrag zur Gesundheit von Arbeitnehmer:innen leistet.

Warum hast du dich für das Studium zum Physician Assistant entschieden?

Ich wollte mich einfach weiterentwickeln, was sich im vorherigen Beruf als Fachkrankenpfleger als schwierig darstellte. Ich sehe das Studium als Karrierechance und Aufstiegsmöglichkeit im Bereich Medizin, mehr als in jedem anderen Berufsfeld in diesem Bereich.

An welcher Fachhochschule hast du studiert und warst du zufrieden mit dem Studium?

Ich habe an der EUFH in Rheine studiert. Die Qualität der Studieninhalte und die Hochschule insgesamt empfand ich als sehr gut. Besonders positiv fand ich die zweiwöchentlichen Vorlesungen, gepaart mit zweiwöchiger Praxis.

Fühltest du dich gut vorbereitet auf deine jetzige Tätigkeit?

Zu meiner Studienzeit gab es das Fach Arbeitsmedizin noch nicht. Das war jedoch nicht weiter tragisch, da ich im Bereich Intensivmedizin und Kardiologie als PA gearbeitet habe. Im Jahr 2021, genauer gesagt am 01.09.2021, habe ich mich für die Arbeitsmedizin interessiert und prompt eine Stelle in einem mittelständischen Unternehmen bekommen. Das Unternehmen ASZ GmbH ist ein Dienstleister im Bereich Arbeitsmedizin, Arbeitssicherheit und betriebliches Gesundheitsmanagement und betreut mittlerweile rund 6.000 Firmen. Zudem hat das ASZ fünf eigene Praxen an verschiedenen Standorten, wo Firmen ihre Mitarbeiter zu speziellen Untersuchungen vorstellen können. Wir betreuen Unternehmen jeder Größe (von ganz kleinen bis zu mehreren tausend Mitarbeitern) und aus fast jeder Branche. Die Mitarbeiterzahlen der betreuten Firmen reichen von 5 bis 8.000 Mitarbeitern, also eine breite Spanne von Herausforderungen, die sehr vielfältig sind. Gemeinsam mit einem Team aus MFA und Betriebsärzten betreue ich zwei große Nahrungsmittelhersteller mit 2.500 bzw. 4.000 Mitarbeitern. Seit August 2024 habe ich zusätzlich einmal wöchentlich eine Sprechstunde in einer unserer Praxen.

Wie sieht dein normaler Arbeitsalltag aus?

Ich habe eine Vollzeitstelle mit 38,5 Stunden pro Woche. Zu meinen täglichen Aufgaben gehören Untersuchungen wie Sehtests, Hörtests, Eignungsuntersuchungen (z. B. für Fahr- und Steuerungstätigkeiten, Arbeiten mit Absturzgefahr), sowie Atemschutzuntersuchungen der Klassen 2 und 3, die die Angestellten der Freiwilligen und Berufsfeuerwehr absolvieren müssen.

Zu den Aufgaben, die mir besonders viel Freude bereiten, zählen das Durchführen und Auswerten von EKGs, Lungenfunktionsprüfungen und Ergometrien. Auch körperliche Untersuchungen und das Erheben von Anamnesen machen mir großen Spaß.

Des Weiteren gehören Sprechstunden in den betreuten Firmen zu meinem Aufgabenbereich, ebenso wie Beratungen aller Art und Arbeitsplatzbegehungen. Besonders positiv werden meine offenen Sprechstunden (in der Produktion) in den einzelnen Abteilungen der Betriebe angesehen.

Wichtig zu erwähnen ist hier, dass ich immer einen Facharzt bzw. eine Fachärztin vor Ort oder über Telemedizin als Ansprechpartner zur Verfügung habe.

Konntest du die praktischen Fähigkeiten bereits vor Antritt der Stelle oder wurden sie dir beigebracht?

Als Physician Assistant in der Arbeitsmedizin musste ich einiges neu lernen, wie z. B. Seh- und Hörtests sowie viele Regularien wie die ArbMedVV und spezielle Laboruntersuchungen. Die sechsmonatige Einarbeitungsphase war intensiv, aber sehr lehrreich und wurde von meinem Arbeitgeber hervorragend umgesetzt. Andere Bereiche wie EKG, Ergometrie, körperliche Untersuchungen und Anamnesen konnte ich gut aus meiner klinischen Erfahrung einbringen, was mir sehr geholfen hat.

Diese Tätigkeiten habe ich täglich in der Notfallmedizin selbstständig und unter Supervision einer Fachärztin bzw. eines Facharztes durchgeführt.

Welche Qualifikationen sind deiner Meinung nach wichtig für einen PA?

Berufserfahrung im klinischen Bereich, wie Intensivmedizin oder Notaufnahmen, sehe ich als erforderlich, da man viele Fähigkeiten, die man im Berufsleben gesammelt hat, sowohl im Studium als auch in den täglichen Aufgaben als PA erfolgreich einsetzen kann.

Eine besonders wichtige Eigenschaft ist meiner Meinung nach eine entsprechende Berufserfahrung im medizinischen Bereich sowie die Patientenbeobachtung und eine solide Krankheitslehre, die vieles bei der Patientenversorgung erleichtert. Das ist meine persönliche Erfahrung, die ich jedem nur empfehlen kann.

Ich habe vor meiner Zeit in der Arbeitsmedizin ausschließlich auf Intensivstationen und in Notaufnahmen gearbeitet, wo ich sehr viel lernen konnte.

Wie wurde das Berufsbild bei anderen Berufsgruppen aufgenommen?

Ich muss gestehen, dass ich in meiner gesamten Berufslaufbahn als PA seit 2014 nie schlechte Erfahrungen mit anderen Berufsgruppen wie Ärzten und Pflegediensten gemacht habe. Das habe ich immer als positiv wahrgenommen.

Strebst du einen Masterstudiengang an?

Wenn ich als zweifacher Familienvater die Zeit finde, könnte ich mir sehr gut vorstellen, einen Masterstudiengang zu absolvieren. Interesse besteht auf jeden Fall!

Hast du eine Zukunftsvision für das Berufsbild?

Ich würde mir wünschen, dass der Beruf des PA weiterhin an Bedeutung gewinnt. Ich nehme immer das Beispiel aus den USA oder den Niederlanden, das finde ich sehr spannend.

Ein Zukunftskonzept könnte aufgrund des demografischen Wandels und des Ärztemangels darin bestehen, die ländlichen Regionen stärker mit PAs zu versorgen. Ich wünsche mir noch mehr Praxen in ganz Deutschland, in denen Sprechstunden von PAs durchgeführt werden.

Die politische Akzeptanz voranzutreiben und bessere Aufklärung für die Zukunft zu leisten, halte ich ebenfalls für wichtig. Wir müssen wachsen, um eine stärkere Lobby in der Gesellschaft aufzubauen.

Welche Empfehlung kannst du PA-Studierenden geben?

Als Physician Assistant übernimmst du eine wichtige Rolle in der Gesundheitsversorgung und wirst zum Bindeglied zwischen Pflegekräften und Ärzten. Mit deinem Know-how erhöhst du die Effizienz der Prozesse in Krankenhäusern und leistest einen wertvollen Beitrag zur Qualitätssicherung. Du sorgst beispielsweise dafür, dass finanzielle und zeitliche Ressourcen wesentlich effizienter eingesetzt werden. Mit dem Studium zum Physician Assistant qualifizierst du dich für die Ausübung delegierter ärztlicher Tätigkeiten.

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