PA-Examen: Hochschulverband startet dritte Runde

Zentrales Examen

Die Profession Physician Assistant wächst in Deutschland rasant. Mit der zunehmenden Zahl an Studiengängen und Absolvent:innen stellt sich jedoch auch die Frage nach einheitlichen Qualitätsstandards. Der Deutsche Hochschulverband für Physician Assistants (DHPA) hat darauf reagiert und organisiert seit 2023 ein zentrales Examen für PA-Studierende. Inzwischen findet die Prüfung bereits zum dritten Mal statt. Ein Gespräch mit Prof. Dr. Cornelia Hagl, stellvertretende Vorstandsvorsitzende des DHPA, zeigt: Es geht dabei um weit mehr als nur um eine Abschlussklausur, es geht um die Positionierung des Berufs im deutschen Gesundheitswesen.

Entwicklung und Organisation

Die Idee für ein zentrales PA-Examen entstand aus der Herausforderung, dass es in Deutschland bislang keine einheitlichen Standards in der PA-Ausbildung gibt. Unterschiedliche Studiengänge, ob primärqualifizierend nach dem Abitur oder weiterqualifizierend für bereits ausgebildetes Fachpersonal, führen zu heterogenen Ausbildungswegen. Hier setzt der DHPA an.

„Wir im Deutschen Hochschulverband … haben uns Gedanken darüber gemacht, dass wir in Deutschland keinen einheitlichen Standard für die Ausbildung von PAs haben“, erklärt Hagl. Ziel sei es, über eine zentrale Prüfung Vergleichbarkeit herzustellen und das Niveau der Ausbildung transparent zu machen.

Die Organisation ist aufwendig: Prüfungsfragen müssen erstellt, validiert und verteilt werden, Standorte müssen koordiniert und Ergebnisse schnell ausgewertet werden. Anders als in anderen Berufen liegt die Verantwortung dafür nicht bei einer staatlichen Behörde, sondern beim Hochschulverband selbst. „Wir versuchen ein wirklich bundesweites Examen durchzuführen … um nachzuweisen, dass die PAs auch wirklich das leisten und diese Kompetenzen haben, die von ihnen erwartet werden.“

Von Chirurgie bis Pharmakologie

Der aktuelle Prüfungsaufbau sieht 120 Single-Choice-Fragen vor, die papierbasiert gestellt werden. Die Schwerpunkte liegen in den Kernfächern Chirurgie, Innere Medizin und Pharmakologie, ergänzt um Themen wie Evidenzbasierte Medizin, Patientenrechte oder Patientensicherheit. Für die Studierenden bedeutet das eine anspruchsvolle Mischung aus klinischem Fachwissen und Grundlagen der medizinischen Praxisorganisation.

„Wir haben die Schwerpunkte auf Innere, Chirurgie und Pharmakologie gelegt, weil wir schon sehen: Das sind die Bereiche, die jeder können muss“, sagt Hagl. Damit soll sichergestellt werden, dass PAs die ärztliche Tätigkeit effektiv unterstützen können.

Zur Erstellung der Prüfungsfragen arbeitet der DHPA mit dem Umbrella-Konsortium für Assessment Networks (UCAN) zusammen, das einen breiten, wissenschaftlich geprüften Fragenpool bereitstellt. „Das hat den Charme, diese Fragen sind alle validiert, überprüft … und wir können in diesem Computersystem vorgeben, so und so viele Fragen der und der Kompetenztiefe in dem und dem Bereich.“

Andere Länder, andere Examen

Während das Examen in Deutschland noch freiwillig ist, zeigt ein Blick ins Ausland, wie groß sein Einfluss werden kann. In den USA etwa ist das National Exam verpflichtend, ohne es können Absolvent:innen nicht in den Beruf starten. Darüber hinaus müssen PAs ihre Zertifizierung (PA-C) alle Jahre erneuern.

„Diese Physician Assistants erhalten sogar eine höhere Bezahlung … und diese Abschlussprüfung ist voll anerkannt, hat sogar noch den ganz strengen Faktor, dass die Zertifizierung alle fünf Jahre wiederholt werden muss“, erläutert Hagl. Das verleiht dem Berufsbild eine enorme Autorität und ist ein Grund dafür, warum PAs in den USA ein fest etablierter Teil der medizinischen Versorgung sind.

Auch in Großbritannien sind zentrale Prüfungen längst Standard. Der internationale Vergleich macht deutlich: Wer den Beruf langfristig stärken und politisch verankern will, kommt um ein einheitliches Prüfungssystem nicht herum.

Keine Verpflichtung für alle?

Ein zentrales Thema ist die Freiwilligkeit. Prof. Hagl macht deutlich, dass der DHPA ein verbindliches Examen ausdrücklich begrüßen würde. Die rechtlichen Hürden seien jedoch hoch. In Deutschland liegt die Gesetzgebungshoheit in Fragen der Bildung bei den Bundesländern, was bedeutet, dass jedes Land eigene Prüfungsordnungen erstellen darf. Hinzu kommt die Unabhängigkeit der Hochschulen. Die Hochschulen unterstehen weder der BÄK noch dem DHPA. In bereits akkreditierten Studiengängen ist das zentrale Examen nicht verankert, eine nachträgliche Verpflichtung wäre rechtlich kaum durchsetzbar. Und schließlich fehlt bislang ein Berufsgesetz für Physician Assistants, das ein bundeseinheitliches Prüfungsverfahren rechtlich absichern könnte. Damit bleibt das Examen vorerst eine freiwillige Selbstverpflichtung.

Auch wenn das Examen derzeit noch freiwillig ist, wird es an Bedeutung gewinnen. Arbeitgeber werden zunehmend darauf achten und für Absolventinnen und Absolventen kann es zu einem echten Wettbewerbsvorteil werden.

Trotzdem ist die Signalwirkung groß. Wer daran teilnimmt, zeigt Engagement, dokumentiert seine Kompetenz und verschafft sich im Bewerbungsprozess einen Vorteil. Für die Hochschulen eröffnet die zentrale Prüfung die Möglichkeit, die Qualität der eigenen Lehre im Vergleich mit anderen Standorten zu überprüfen, ein Benchmarking unter den Hochschulen soll jedoch nicht durchgeführt werden. Und für Politik und Öffentlichkeit bildet das Examen eine Grundlage für die weitere Professionalisierung des Berufs, die langfristig auch in ein Berufsgesetz münden könnte.

Wie das Examen die Profession stärkt

Die zentrale Abschlussprüfung ist weit mehr als ein Prüfungsformat: Sie ist ein Signal nach innen und außen. Für Arbeitgeber schafft sie Transparenz, für Hochschulen ein Benchmarking, für Absolvent:innen eine Möglichkeit, ihre Qualifikation sichtbar zu machen.

„Das fällt dem ärztlichen Kollegen natürlich sehr viel leichter, wenn er schon klar weiß, was der Physician Assistant kann“, betont Hagl. Mit einem Zertifikat werde die Mobilität im Arbeitsmarkt erhöht, auch über Landesgrenzen hinaus. Gleichzeitig diene es als Grundlage für politische Diskussionen über Kompetenzen und mögliche gesetzliche Regelungen.

„Natürlich ist es ein Traum … dieses Berufsbild entsprechend dem amerikanischen Vorbild auszubauen und deutlich von den akademisierten Pflegeberufen abzugrenzen“, sagt Hagl. Damit positioniert sie das Examen als strategisches Werkzeug für die Weiterentwicklung der Profession.

Ausblick

Noch steckt das zentrale Examen in seinen Anfängen. Doch die Perspektiven sind ambitioniert: Langfristig sollen auch praktische Prüfungsanteile integriert werden, etwa OSCE-Szenarien oder Prüfungen in Skills Labs. „Wenn ich ohne Einschränkungen träumen darf, dann würde ich sagen: sämtliche Physician Assistant Studierenden absolvieren ein verbindliches Abschlussexamen am Ende ihres Studiums.“

Der nächste Termin steht bereits: Am 17. Oktober 2025 wird das Examen an 13 Standorten in Deutschland stattfinden. Die Teilnahme ist für PA-Studierende kostenfrei, finanziert durch die Mitgliedsbeiträge der Hochschulen. Begleitend gibt es im September zwei Online-Infoveranstaltungen zur Vorbereitung.

PA Examen 2025

Das zentrale PA-Examen kann an den Standorten Düsseldorf (Fliedner-FH), Deggendorf (THD), Frankfurt, Hamburg und München (Carl Remigius Medical School), Heidelberg (ISBA), Karlsruhe (DHBW), Köln (Hochschule Döpfer), Köthen (HS Anhalt), Plauen (Duale Hochschule Sachsen), Rheine und Rostock (CBS) sowie Weiden (OTH) geschrieben werden.

Studierende und Absolvent:innen können sich zentral über den DHPA für das PA Examen anmelden:
🔗 Zur Anmeldung für das Examen

Anmeldefrist ist der 10. Oktober

Zur Information bietet der DHPA zwei digitale Veranstaltungen über Teams an:

  • Dienstag, 16. September 2025 | 18:00–19:30 Uhr
  • Dienstag, 30. September 2025 | 18:00–19:30 Uhr

Teilnahme-Link: MS Teams-Meeting

Podcast mit DHPA Vorstand Prof. Dr. Hagl

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