Das Royal College of General Practitioners (RCGP) hat kürzlich eine deutliche Position gegen die Rolle von Physician Assistants (PAs) in der Allgemeinmedizin bezogen. Diese Entscheidung folgt auf eine kürzliche Erweiterung des Tätigkeitsrahmens von PAs, wir berichteten, durch das General Medical Council (GMC), was als Reaktion auf diese Entwicklungen verstanden werden kann. Die Haltung des RCGP könnte die Zusammenarbeit zwischen Ärzten und PAs erschweren, hat jedoch keine unmittelbaren Konsequenzen, da die endgültigen Entscheidungen über die berufliche Zukunft der PAs bei der Regierung und dem National Health Service (NHS) liegen.
Hintergrund der Entscheidung
Am 20. September 2024 sprach sich der RCGP-Rat mit 61% der Stimmen gegen die Tätigkeit von PAs in der Allgemeinmedizin aus, während 31% dagegen stimmten und 8% sich enthielten. Dieser Schritt folgte einer Umfrage unter Hausärztinnen und Hausärzten, bei der die Befragten angegeben haben, dass die Arbeit von PAs in einigen Fällen die Patientensicherheit gefährdet hätte.
Bereits im Juni 2024 hatte das RCGP einen Einstellungsstopp für Physician Assistants gefordert, bis klare Regulierungen und Leitlinien für ihren Tätigkeitsbereich feststehen. Doch trotz dieser Position arbeiten derzeit rund 2.000 PAs in der britischen Allgemeinmedizin.
Das RCGP als Interessenvertretung der Ärzte
Es ist wichtig zu betonen, dass das RCGP als Fachgesellschaft und damit als Vertretung der Allgemeinmediziner:innen auftritt und deren Interessen fördert. Diese Funktion kann das Zusammenspiel zwischen Ärzt:innen und PAs erschweren, da das RCGP vorrangig die Position der Ärztinnen und Ärzte vertritt und nicht zwangsläufig die Zusammenarbeit mit anderen Berufsgruppen in den Mittelpunkt stellt. Diese Interessenskonflikte sind in der aktuellen Debatte deutlich spürbar, könnten aber langfristig die Entwicklung der Zusammenarbeit zwischen Ärzten und PAs behindern.
Keine direkten Auswirkungen auf Entscheidungen
Trotz der klaren Haltung des RCGP hat diese Entscheidung keine unmittelbare Auswirkung auf die regulatorischen und politischen Vorgaben für Physician Assistants, da die Verantwortung für die Berufszulassung und den Einsatz von PAs in der Allgemeinmedizin beim NHS und der Regierung liegt. Das RCGP kann lediglich Empfehlungen abgeben und den Standpunkt seiner Mitglieder vertreten, jedoch keine bindenden Entscheidungen treffen.
Neue Leitlinien für PAs in der Allgemeinmedizin
Ungeachtet der ablehnenden Haltung des RCGP hat der Rat drei neue Leitlinien verabschiedet, die Praxen unterstützen sollen, die bereits PAs beschäftigen. Diese Leitlinien sollen in den kommenden Wochen veröffentlicht werden und darauf abzielen, den Tätigkeitsbereich von PAs klarer zu definieren. Ein ursprünglich geplanter Absatz, der PAs mehr Freiraum außerhalb des festgelegten Anwendungsbereichs einräumen sollte, wurde gestrichen. Dies verdeutlicht den Wunsch des RCGP, die Arbeit von PAs stärker zu reglementieren.
Ausblick
Obwohl die Haltung des RCGP das Zusammenspiel zwischen Ärztinnen und PAs in der Allgemeinmedizin komplizieren könnte, haben die Empfehlungen des Colleges keine unmittelbaren Auswirkungen auf die politischen Entscheidungen. Für die Praxen und Kliniken, die bereits auf die Arbeit von PAs angewiesen sind, bleibt die Zukunft ungewiss, insbesondere da die Regulierung der Physician Assistants in Kürze durch das GMC umgesetzt wird.
Die Rolle der Physician Assistants im britischen Gesundheitswesen bleibt ein heiß diskutiertes Thema, und es wird interessant sein zu beobachten, wie sich die Zusammenarbeit zwischen Ärzten und PAs in den kommenden Jahren entwickeln wird.
