Am 21.10.2024 lud die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein (KVNO) zu einer Veranstaltung nach Düsseldorf ein. Unter dem Motto „Zukunft gestalten: Physician Assistants in der ambulanten Praxis“ diskutierten hochkarätige Expert:innen über die Rolle des Physician Assistant in der ambulanten Versorgung. Zu den Gästen der Podiumsdiskussion zählten:
- Prof. Dr. Katharina Larisch, Studiengangsleitung Physician Assistance an der EUFH
- Daria Hunfeld, Vorstandsvorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Physician Assistants e.V. (DGPA)
- Dr. Andreas Gassen, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV)
- Matthias Mohrmann, stellv. Vorstandsvorsitzender der AOK Rheinland/Hamburg
- Dr. Frank Bergmann, Vorstandsvorsitzender der KV Nordrhein
- Dr. Carsten König, stellv. Vorstandsvorsitzender der KV Nordrhein
Physician Assistants als Schlüssel zur Entlastung?
In Zeiten zunehmender Versorgungsengpässe, überfüllter Praxen und langer Wartezeiten rückt die Frage nach einer zukunftsfähigen Gesundheitsversorgung immer mehr in den Fokus. Wie Dr. Frank Bergmann betonte: „Es gibt riesengroße Herausforderungen in der Organisation der Versorgung.“ Viele Ärzt:innen stehen kurz vor dem Ruhestand, während die Zahl der Patienten weiter wächst – eine Lösung muss her.
Ein zentrales Thema der Diskussion war die Rolle von PAs in der ambulanten Medizin. Dabei ging es vor allem um die Vereinheitlichung der Ausbildung, die Regulierung von Tätigkeiten und die Frage der Vergütung.
Einheitliche Ausbildungsstandards – Ein Muss bis 2025
Ein großes Problem ist die Heterogenität der PA-Studiengänge in Deutschland. Laut einer aktuellen Auswertung gibt es mittlerweile 498 verschiedene Modulbezeichnungen in den Studiengängen. Während einige Hochschulen die von dem Hochschulverband vorgeschlagene freiwillige Selbstverpflichtung zur (Teil-) Standardisierung ignorieren, forderte Dr. Andreas Gassen klare Regelungen: „2025 muss das einheitliche Curriculum stehen.“ Die Bundesärztekammer (BÄK) und die KBV planen daher, die Hochschulen zu mehr Standards zu verpflichten, um eine einheitliche Qualität sicherzustellen.
Klare Tätigkeiten für PAs in der ambulanten Versorgung
Damit Physician Assistants ihre Potenziale optimal ausschöpfen können, sind klar definierte Tätigkeiten entscheidend. Daria Hunfeld verdeutlichte, welche Aufgaben PAs bereits heute in der ambulanten Praxis übernehmen können. Erste Ergebnisse der KVWL zeigen, dass PAs bis zu 30% aller Arztkontakte in einer allgemeinmedizinischen Praxis bewältigen. Diese Zahl zeigt das enorme Potenzial, das in der Nutzung dieser Berufsgruppe liegt.
Refinanzierung – Noch viele offene Fragen
Ein weiterer Diskussionspunkt war die Frage der Refinanzierung. Hier herrscht große Unsicherheit: Wenn PAs ärztliche Leistungen erbringen, wird die sogenannte Plausibilitätsgrenze erreicht und die Leistungen können nicht mehr vergütet werden. Ein eigenes Vergütungsziffernmodell für PAs wird nicht gewünscht, da es zu einer Abwertung der ärztlichen Leistung führen könnte. Stattdessen wird über alternative Modelle wie einen Teampraxis-Zuschlag diskutiert. Die Entbudgetierung der Praxen könnte langfristig der Schlüssel sein, um PAs wirtschaftlich tragfähig in die Praxisorganisation einzubinden.
Modellprojekte und neue Standards
Bereits 2025 soll ein Modellprojekt der KVNO starten, das den Einsatz von PAs in der ambulanten Praxis weiter erforscht. Zudem planen die BÄK und die KBV nicht nur die Aktualisierung des 2017 veröffentlichten Empfehlungspapiers, sondern auch die Einführung von einheitlichen Standards für Hochschulen. Damit sollen wichtige Weichen für die Zukunft der PA-Berufsgruppe gestellt werden.
Die Veranstaltung in Düsseldorf hat deutlich gemacht: Die Einbindung von Physician Assistants in die ambulante Versorgung ist ein wichtiger Schritt, um die Herausforderungen im Gesundheitswesen zu meistern. Doch es bedarf noch erheblicher Anstrengungen, um Standards in der Ausbildung zu schaffen, klare Tätigkeitsfelder zu definieren und eine nachhaltige Refinanzierung sicherzustellen. Die nächsten Jahre werden zeigen, wie erfolgreich diese Bemühungen sind.
Mehr Informationen zu Physician Assistants in Hausarztpraxen finden Sie im PA Jobs Whitepaper „Ambulante Versorgung“.