Was macht ein Physician Assistant in der Neurochirurgie?

Luise ist Physician Assistant in der Neurochirurgie und war so nett sich unseren Fragen zu stellen. Das Interview über ihren Berufsalltag findet Ihr unten.

Warum hast Du Dich für das Studium zum Physician Assistant entschieden?
Im Arbeitsalltag der Gesundheits – und Krankenpflege kam das Verlangen nach einem Weiterentwickeln und Fortbilden auf. Ich wollte aber nicht im Bereich Gesundheitsmanagement oder Pflegemanagement mein Wissen vertiefen. Bei der Suche nach anderen Optionen fiel mir das Studium Physician Assistant auf. Später berichtete mir eine Kollegin (Oberärztin), dass sie das Studium in der Ärztekammertagung vorgestellt bekommen hat und an mich denken musste. Nachdem sie mir darüber berichtet hatte, war mein Interesse geweckt und mir gefiel immer mehr, was die Chancen dieses Studiums waren. Ich las immer mehr darüber, informierte mich bei den Professoren und schickte schlussendlich meine Bewerbung los. Aktuell bin ich in einer traumatologischen/neurochirurgischen/wirbelsäulenchirurgischen Abteilung tätig.

An welcher Universität/Fachhochschule hast Du studiert und warst Du zufrieden mit dem Studium?
Ich habe an der Berufsakademie Plauen studiert. Ich war sehr zufrieden mit dem Studium an der Hochschule Plauen.

Fühltest Du Dich gut vorbereitet auf Deine jetzige Tätigkeit?
Im Großen und Ganzen: „Ja“. Natürlich gibt es manche Dinge, die man weniger oder mehr gebraucht hätte, aber ich glaube die genaue Justierung für jeden Studenten im späteren Berufsleben zu finden ist nicht leicht. Deshalb bin ich mit den Inhalten, welche ich auf den Weg bekommen habe, sehr zufrieden und fühle mich dem Alltag gut gewachsen. Man wurde gut darauf vorbereiten selbst zu erkennen, welche Dinge relevant sind und wie man sich auch selbst gut weiterbilden kann.

Wie kamst Du zu Deiner aktuellen Stelle und wie gelang Dir der Start ins Berufsleben?
Ich habe nach Angeboten online geschaut und Stellen für das Studium gefunden. Danach habe ich die Kliniken kontaktiert und erfragt ob auch Absolventen gesucht werden.

Wie sieht Dein normaler Arbeitsalltag als PA in der Neurochirurgie aus?
Mein Tag beginnt um 7:30 Uhr und endet ca. um 16:00 Uhr. Ich starte mit der Visite und übernehme die Dokumentation, Präsentation der Bilder und Befunde und tätige die Eingaben für den Tag während der Visite. In der Visite weise ich auf die Verweildauer hin und gebe den Rahmen für die empfohlene Behandlungsdauer an. Später gibt es eine Besprechung mit den Oberärzten und Assistenten, in welcher besprochen wird, wer welche Aufgaben für den Tag übernimmt. Häufig kümmere ich mich um die Anmeldung von Konsilen, OPs oder Vorbereitung der Arztbriefe. Im Verlauf des Vormittags kontaktieren mich die Schwestern bei Fragen oder Problemen, ich lege die Flexülen auf Station oder kümmere mich um frustrane Blutentnahmen. Häufig kontaktieren mich die Oberärzte, um Patienten einzubestellen oder OP-Termine zu vereinbaren. Ich nehme Kontakt zu den Oberärzten auf, um die Entlassungsbriefe vidieren zu lassen. An manchen Tagen werde ich in den OP gerufen, um zu assistieren. Im Stationsalltag ziehe ich nach Anweisung durch die Oberärzte intrakranielle Drainagen. Ich übernehme die Vorbereitung der Reha- und AHB-Anträge und arbeite mit dem Sozialdienst zusammen, um die optimale Versorgung der Patienten nach dem Aufenthalt zu organisieren. Außerdem gehört zu meinen Aufgaben die Zusammenarbeit mit den ambulanten Ärzten, ich kümmere mich um die Kontaktherstellung, Befundeinholung, vereinbare Anschlusstermine oder vermittle Befunde (Bei Tumorpatienten zum Beispiel). Ich betreibe die Registerpflege des DWG Register und arbeite mit meinen Kollegen die Fälle ein.

Du arbeitest also auch im OP? Welche Aufgaben übernimmst Du dort?
Ich assistiere dem Operateur und übernehme teilweise den Wundverschluss (das wird noch ausgeweitet).

Hattest Du die praktischen Fähigkeiten bereits vor Antritt der Stelle oder wurden Sie Dir beigebracht?
Teilweise konnte ich Dinge bereits aus dem Studium z.B. Lumbalpunktionen oder Flexülen, aber manche Dinge wurden mir auch noch zusätzlich beigebracht. So habe ich einmal in der Pandemiezeit in einer Covid-Notaufnahme gearbeitet und dort die EKG-Auswertung zumindest in den Basiszügen beigebracht bekommen oder aufgefrischt bekommen. Aktuell wurde mir der Drainagezug intrakraniell gelegener Drainagen beigebracht.

Welche Qualifikationen sind Deiner Meinung nach wichtig für einen PA?
Persönliche: Wissbegierde, Empathie, Feingefühl, Teamfähigkeit, Selbstbewusstsein.
Fachliche: tiefes medizinisches Wissen, Wissen über QM und Krankenhausökonomie.

Gibt es Aufgaben die Du außerhalb deiner Routinetätigkeiten erledigst?
Durch meine Arbeit in der Neurochirurgie nehme ich am Tumorboard teil, bereite das Tumorboard vor. Außerdem erarbeite ich aktuell eine Stellenbeschreibung und bereite mit der Personalabteilung das Angebot des Studiums vor. Ich habe bereits ein Konzept für meine Klinik erstellt zur Etablierung des Berufsbildes und des Studiums.

Wie kam das Berufsbild bei anderen Berufsgruppen an?
Fast alle Ärzte, die ich kennen gelernt haben, fanden es positiv. Es gab zu 90% gutes Feedback und ich habe mich auch „gebraucht“ gefühlt. Natürlich gibt es auch Kollegen, welche ihre Meinung dazu negativ äußern, aber das muss auch akzeptiert werden, wenn die Argumente und Ängste glaubhaft und realistisch erscheinen. Solche Kollegen habe ich aber nur wenig kennengelernt. Wenn so etwas passiert, versuche ich den Kontakt zu suchen und alles nochmal genau zu erläutern. Fragen und Bedenken will ich aufklären. Und am meisten überzeugt man mit dem „Beweisen“ der Fähigkeiten. Wenn gar keine Lösung im direkten Kontakt möglich war, dann kann man das sicherlich auch über den Chef anstoßen und ein kollegiales Gespräch über die Vorteile des PA führen. Was ich häufig erlebe ist, dass die Pflege skeptisch reagiert, aber auch hier hilft: freundlich sein und aufklären. Lieber die Konfrontation und das Gespräch suchen, statt die Probleme und Fragen im Raum stehen zu lassen.

Strebst Du einen Masterstudiengang an?
Ja, ich würde gerne mein Wissen noch intensivieren. Außerdem denke ich, dass man dann noch besser unterstützen kann und auch an Studien, Forschungen und wissenschaftlichen Arbeiten besser mitarbeiten kann.

Hast Du eine Zukunftsvision für das Berufsbild?
Ich glaube in fünf bis zehn Jahren wird das Berufsbild fester etabliert sein und viele Abteilungen werden PAs in ihrem Team haben und nicht mehr missen wollen.

Welche Empfehlung kannst Du PA-Student:innen geben?
Immer interessiert bleiben, nicht von missgünstigen Kollegen verunsichern lassen. Empathie zeigen und mit allen Berufsgruppen auf Augenhöhe arbeiten.

Vielen Dank Luise für das Interview und diesen spannenden Einblick in deinen Berufsalltag.

Du hast Fragen an Luise? Dann schreib sie gerne in die Kommentare.

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