Neues Versorgungsmodell: Schweiz erprobt Physician Assistant in der präklinischen Versorgung

Auch das Schweizer Gesundheitssystem steht vor Herausforderungen wie Personalmangel, steigenden Kosten und den sich wandelnden Ansprüchen an das Gesundheitssystem. Traditionelle Ansätze reichen möglicherweise nicht mehr aus, um diesen Anforderungen gerecht zu werden. In diesem Kontext erscheint ein neues Versorgungsmodell als äußerst vielversprechend, welches durch Schutz und Rettung Zürich ins Leben gerufen wurde: die Integration von „präklinischen Fachspezialist:innen“. In der Schweiz existiert bislang kein eigenständiger Studiengang, der zum Physician Assistant ausbildet. Stattdessen erfolgt die Ausbildung zum/r präklinischen Fachspezialist:in, der jedoch in der Praxis oft synonym für den Beruf des Physician Assistants verwendet wird.

Tätigkeiten und Ausbildung

Präklinischen Fachspezialist:innen rücken in Situationen aus, die keine unmittelbare Lebensgefahr darstellen und sollen so den regulären Rettungsdienst entlasten. Sie fahren allein und ohne Blaulicht zu den Patient:innen , die sie vor Ort untersuchen, behandeln und beraten, sodass viele nicht notwendige Hospitalisierungen vermieden werden können.

Laut Schutz und Rettung Zürich könnten durch dieses neue System jährlich fast 2000 Patient:innen davon profitieren, nicht ins Krankenhaus gebracht werden zu müssen. Nach einer dreijährigen Vorbereitungsphase und der Genehmigung durch die kantonale Gesundheitsdirektion sind nun die ersten beiden „präklinischen Fachspezialistinnen“ einsatzbereit, fünf weitere befinden sich noch in Ausbildung. Ab April werden sie eigenständig Einsätze durchführen. Um präklinischen:r Fachspezialist:in zu werden, muss nach der Ausbildung zur Rettungssanitäter:in eine Weiterbildung an der Züricher Fachhochschule für Angewandte Wissenschaften absolviert werden.

Ein Vorbild für Deutschland?

Auch in Deutschland ist das Problem des überlasteten Rettungsdienstes bekannt. Es stellt sich also die Frage, inwieweit das Projekt der Schweiz uns als Vorbild dienen kann und inwieweit Deutschland PAs in den Rettungsdienst integrieren kann. Fakt ist, der PA könnte auch in Deutschland den Rettungsdienst und die Kliniken bei nicht dringlichen Notfällen durchaus entlasten.

Vergleichbar mit den präklinischen Fachspezialist:innen in der Schweiz, gibt es auch in Deutschland bereits eine Weiterbildung zum Gemeinde-Notfallsanitäter. Beim Gemeinde-Notfallsanitäter handelt es sich um einen speziell weitergebildeten Notfallsanitäter. Seine Aufgabe liegt darin, einen ressourcenschonenden Einsatz in solchen Fällen zu ermöglichen, bei denen in der Alarmierung der Rettungsleitstelle keine Notfall- bzw. Transportindikation zu bestehen scheint. Vor Ort greift der Gemeinde-Notfallsanitäter auf ein Netzwerk von verschiedenen Versorgungsmöglichkeiten zurück, indem er Kontakt zu entsprechenden Institutionen, Hausärzt:innen oder dem kassenärztlichen Bereitschaftsdienst aufnimmt. Zur Einschätzung der Einsatzsituation kann der Gemeinde-Notfallsanitäter auf die telemedizinische Unterstützung durch Notärzt:innen zurückgreifen.

Warum also nicht auch Physician Assistants miteinbeziehen?

Die notwendige Qualifikation der PAs ist vorhanden, eine Umsetzbarkeit in Deutschland könnte jedoch durch die aktuelle Gesetzgebung problematisch werden. Alle medizinischen Tätigkeiten, die ein PA übernehmen kann, müssen durch die Ärzteschaft delegiert werden. Die fehlende Anwesenheit von Ärzt:innen könnte bei einem eigenständigen Einsatz eines PAs im Rettungsdienst ein großes Hindernis darstellen. Ähnlich wie beim Notfallsanitäter müsste also ein:e ärztliche Leiter:in Rettungsdienst die Aufgaben freigeben.

Einen weiteren Lösungsansatz könnte eine telemedizinische Anbindung an Ärzt:innen darstellen. Letztlich kann aber nur durch Gesetze ein sicherer Rahmen für die Ausübung der Heilkunde durch PAs geschaffen werden und um ihre Integration in den Rettungsdienst zu ermöglichen, ähnlich wie beim Beruf des Notfallsanitäters.

Ausblick

Das Modell der präklinischen Fachspezialist:innen in der Schweiz bietet einen vielversprechenden Ansatz zur Entlastung des Gesundheitssystems und zur Verbesserung der Patientenversorgung. Es zeigt deutlich, dass der Einsatz von spezialisierten Fachkräften eine effektive Alternative sein kann. Die Idee, Physician Assistants auch in Deutschland eigenständig einzusetzen, birgt großes Potenzial für eine ähnliche Entlastung des Rettungsdienstes und der Kliniken, insbesondere in nicht-akuten Notfällen. Es ist daher wichtig, dass die notwendigen Schritte unternommen werden, um diese vielversprechende Entwicklung voranzutreiben und die Gesundheitsversorgung in Deutschland zu stärken.

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