Am 26. April 2024 fand in Mannheim ein internationales PA Symposium statt, initiiert durch EuroPA-C. Knapp einhundert Teilnehmer:innen kamen zusammen, darunter auch einige amerikanische Physician Assistants (PAs), die in Deutschland stationiert sind. Die Veranstaltung war eine wichtige Plattform, um die Entwicklung und Implementierung des PA-Berufsbildes in Deutschland und Amerika zu vergleichen und daraus wertvolle Erkenntnisse zu gewinnen.
Amerika und Deutschland: Zwei Länder, eine Entwicklung
Ein zentrales Thema der Gespräche und der Podiumsdiskussion war die Feststellung, dass sich die Implementierung und Entwicklung des PA-Berufsbildes in den USA und Deutschland erstaunlich ähnlich sind. Obwohl die USA in diesem Prozess einige Schritte voraus sind, hat sie dieselben Hürden überwunden, vor denen Deutschland jetzt steht. Die Amerikaner:innen sehen sich trotz einer Zahl von über 168.000 PAs immer noch als kleine Berufsgruppe. Das Berufsbild ist in der Bevölkerung wenig bekannt und erfordert ständige Aufklärung, selbst im Klinikalltag.
Der Durchbruch durch Zertifizierung
In den USA gibt es zwei entscheidende Organisationen, die den Durchbruch des Physician Assistant (PA)-Berufsbildes ermöglicht haben: die Accreditation Review Commission on Education for the Physician Assistant (ARC-PA) und die National Commission on Certification of Physician Assistants (NCCPA). Die ARC-PA akkreditiert alle PA-Studiengänge in den USA und sorgt somit für einheitliche Inhalte und eine gemeinsame Abschlussqualität. Die NCCPA hingegen stellt die Prüfungsfragen für die Zertifizierungsprüfung, die jeder der 168.000 PAs nach dem Studium ablegen muss, um im jeweiligen Bundesland arbeiten zu dürfen. Nach erfolgreicher Prüfung trägt man dann das Kürzel „PA-C“. Diese Zertifizierungsprüfung wird alle zehn Jahre wiederholt. Durch diese beiden Instanzen kann die Qualität umfassend gesichert werden und sowohl die PAs als auch die ausbildenden Hochschulen werden überwacht. Diese Maßnahmen waren maßgeblich für das Vertrauen bei anderen Berufsverbänden und Patient:innen und bildeten die Grundlage zur Erweiterung der Kompetenzen der PAs.
Spezialisierung durch CAQ
In den USA ist der PA-Beruf ein Masterstudiengang, der breites Wissen vermittelt. Eine Spezialisierung kann hier seit 2011 durch das Certificate of Added Qualifications (CAQ) erreicht werden. Durch das Sammeln von Continuing Medical Education (CME)-Punkten in einer Kategorie, das Arbeiten in der entsprechenden Fachabteilung und ein fachspezifisches Examen kann dieser Titel erlangt werden. Derzeit ist dies in über zehn Fachabteilungen möglich.
Viel Arbeit für Deutschland
Der Vergleich zeigt, dass die PAs in den USA einen ähnlichen Integrationsprozess durchlaufen haben wie die PAs in Deutschland. Trotz der großen Anzahl und Struktur kämpfen sie immer noch mit dem föderalen System und der Unbekanntheit ihres Berufs. In Deutschland ist es nun wichtig, die Erkenntnisse und Fehler aus den USA anzuerkennen und daraus zu lernen.
Einheitliche Standards und Inhalte für die Hochschulen in Deutschland sind dringend erforderlich, um den inhomogenen Hochschulmarkt zu standardisieren und die Qualität der Lehre sowie der PAs zu sichern. Nur mit dieser Grundlage wird es möglich sein, einheitliche berufsrechtliche Regeln oder Gesetze zu erlassen und das PA-Berufsbild als anerkanntes und etabliertes Berufsbild in Deutschland zu verankern. Der Hochschulverband ist also dringend gefragt, diese Regeln zu erarbeiten und die Hochschulen an diese zu binden.