In unserem Interview haben wir mit Physician Assistant Robin gesprochen, der in der vielfältigen Abteilung der Urologie tätig ist. Erst kürzlich trat er im beliebten YouTube Format „Lohnt sich das?“ vom Bayerischen Rundfunk auf und stand Rede und Antwort zu seinen Tätigkeiten und Gehalt. Hier gibt er uns tiefe Einblicke in seinen Arbeitsalltag, die besonderen Herausforderungen in der Urologie und wie er als Physician Assistant einen wertvollen Beitrag zur Patientenversorgung leistet.
Warum hast du dich für das Studium zum Physician Assistant entschieden?
Die Medizin war schon immer sehr interessant für mich. Als ich mit dem Abi fertig wurde, habe ich nach entsprechenden Studiengängen recherchiert und bin dabei auf den PA gestoßen. Das Konzept sprach mich sehr an – vor allem aber waren die Zugangsvoraussetzungen niedrigschwelliger.
An welcher Fachhochschule hast du studiert und warst du zufrieden mit dem Studium?
Ich habe in Weiden an der Ostbayerischen Technischen Hochschule studiert. Leider war mein Studium von den bekannten Lockdowns geprägt, aber wir konnten dennoch viel mitnehmen.
Fühltest du dich gut vorbereitet auf deine jetzige Tätigkeit?
Aktuell arbeite ich in der Urologie und hatte durch das Studium die nötigen Ressourcen für den Anfang. Zum Berufsstart gibt es aber ohnehin viele abteilungsspezifische Dinge zu lernen, auf die man nur schwer vorbereitet werden kann.
Wie kamst du zu deiner aktuellen Stelle?
Ich habe die Stellenausschreibung gesehen und mich für eine Hospitation beworben.
Wie sieht dein normaler Arbeitsalltag als Physician Assistant in der Urologie aus?
Aktuell bin ich zur Hälfte im operativen Bereich tätig. Dort übernehme ich die erste Assistenz bei roboterassistierten Eingriffen. Hierunter fallen meist Prostatektomien, manchmal aber auch Ureteronephrektomien, Nierenteilresektionen, klassische Zystektomien mit Anlage eines Ileum conduits aber auch mit zusätzlicher Entfernung des Uterus bei der Frau. Die andere Hälfte der Zeit verbringe ich mit der Vor- bzw. Nachbereitung der Privatsprechstunden unserer OberärztInnen und unseres Chefarztes. Aktuell sind wir zwei PA’s und arbeiten noch an der Ausweitung unserer Kerntätigkeiten.
Konntest du die praktischen Fähigkeiten bereits vor Antritt der Stelle oder wurden sie dir beigebracht?
Die „Basics“ konnte ich erfreulicherweise schon durch Praktika und Nebentätigkeiten gut üben. Zum Berufsstart habe ich z.B. eine Nadel Legen, Anamnesen durchführen und Sonographieren können. Dann ging es stückweise auch an komplexere Eingriffe mit dem Roboter, ich habe dafür verschiedene Lehrgänge besucht und auch Ultraschall-Kurse belegt, mit denen man nach und nach an alles herangeführt wurde. Perspektivisch erhoffe ich mir, dass mit wachsendem Vertrauen in das Berufsbild auch mehr Verantwortung in unsere Hände gelegt wird. Die Urologie bietet viele kleine Teilbereiche, diagnostisch sowie interventionell. Beispielsweise eine Zirkumzision, unkomplizierte Schienenentfernung oder auch eine Zystographie würden sich gut eignen und eine enorme Entlastung für die Ärzteschaft bedeuten.
Gibt es Aufgaben die du außerhalb deiner Routinetätigkeiten erledigst?
Ich versuche wann immer es geht, Personen anzulernen und mein Wissen weiter zu geben. Ansonsten sind meine Tage – bis jetzt – sehr routiniert.
Welche Qualifikationen sind deiner Meinung nach wichtig für einen PA?
Kurz zusammengefasst:
– Empathie
– Teamfähigkeit
– Stressresistenz
– Analytische Denkweise
– Technisches Interesse
Wie kam das Berufsbild bei anderen Berufsgruppen an?
Überwiegend positiv! Meine KollegInnen sind interessiert und versuchen mich einzubinden wann immer es geht.
Skepsis kommt meist von Personen auf, die noch nicht mit PA’s zusammengearbeitet haben.
Strebst du einen Masterstudiengang an?
Aktuell nicht. Wenn sich daraus wegweisende Perspektiven ergeben, bin ich aber offen.
Hast du eine Zukunftsvision für das Berufsbild?
Ich wünsche mir, dass der Physician Assistant zu einem anerkannten Berufsbild heranwächst und sich angehende Studierende klar vorstellen können, was sie in welcher Fachdisziplin einmal erwarten wird.
Welche Empfehlung kannst du PA-Studierenden geben?
Ich denke es macht Sinn, die Zeit zu nutzen und so viele Praktika, Kliniken, Praxen Nebentätigkeiten usw. mitzunehmen wie möglich. Je mehr ihr gesehen habt, desto genauer wisst ihr wo ihr einsteigen möchtet.