Der erste Physician Assistant Kongress: Austausch und Berufspolitik in Solingen

PA kongress

Am 5. Oktober 2024 fand in Solingen der erste Kongress für Physician Assistants in Deutschland statt, organisiert von der Deutschen Gesellschaft für Physician Assistants e.V. (DGPA). Mit rund 400 Teilnehmerinnen und Teilnehmern, sowie die Anwesenheit von Vertreter:innen der Bundesärztekammer, Kassenärztliche Bundesvereinigung und anderer Verbände, war die Veranstaltung ein voller Erfolg und ein bedeutender Moment für das Berufsbild, das in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen hat.

Ein abwechslungsreiches Programm

Nach der Begrüßung durch Moderator Ludger Abeln wurde die erste Podiumsdiskussion geführt. Der erste Programmpunkt fand mit Vertretern der wichtigsten medizinischen Berufsverbände statt. Zu den Podiumsteilnehmern zählten unter anderem Erik Bodendieck, Vorsitzender des »Ausschusses Medizinische Fachberufe« der Bundesärztekammer (BÄK) sowie Präsident der Sächsischen Landesärztekammer, und Dr. Dino Carl Novak von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV).
Der Austausch zwischen der BÄK, KBV und den Vertretern der DGPA zeigte, dass die Berufsgruppe der Physician Assistants nicht nur an Bedeutung gewinnt, sondern auch, dass bereits regelmäßige Diskussionen zur Weiterentwicklung des Berufsbildes stattfinden. Eine neue Empfehlung seitens BÄK und KBV, die den Einsatz und die Aufgaben der Physician Assistants in Deutschland weiter konkretisiert, wird zeitnah erwartet.

Das Programm des Kongresses war vielfältig und bot eine Mischung aus diversen Vorträgen, Diskussionen und praxisorientierten Workshops. Natürlich wurden auch die Pausen genutzt, um sich mit anderen Physician Assistants aus Deutschland auszutauschen.

Unser Stand vor Ort: Die PA App und viele spannende Gespräche

Wir waren ebenfalls mit einem Stand auf dem Kongress vertreten, wo wir nicht nur unsere neue PA App vorgestellt haben, sondern auch viele spannende Gespräche mit den Kongressbesuchern führen konnten. Die PA App, die speziell für Physician Assistants entwickelt wurde, stieß auf großes Interesse. Sie bietet eine Plattform für den Austausch, Fortbildungen und Jobangebote, was sie zu einem wichtigen Werkzeug für PAs in Deutschland macht.

Natürlich waren auch unsere beliebten PA-Aufkleber wieder mit dabei, die in kürzester Zeit vergriffen waren. Unser Stand war ein Treffpunkt für inspirierende Diskussionen, bei denen sowohl erfahrene PAs als auch Berufseinsteiger wertvolle Impulse mitnehmen konnten.

Wichtige Fachliteratur für Physician Assistants erscheint bald

Ein weiteres Highlight des Kongresses war die Ankündigung eines neuen Fachbuchs für Physician Assistants, das in Kürze veröffentlicht wird. Dieses Werk wird einen umfassenden Überblick über das Berufsbild des Physician Assistants in Deutschland bieten und auf detaillierte Zahlen, Daten und Fakten zurückgreifen. Als zitierfähige Literaturquelle wird es für die wissenschaftliche Auseinandersetzung und die berufliche Praxis von großem Wert sein. Damit entsteht eine Grundlage, auf die sich Fachkräfte, Institutionen und auch politische Entscheidungsträger beziehen können, um die Professionalisierung weiter voranzutreiben.

Erster Bachelor Award: Innovatives Forschungsprojekt ausgezeichnet

Der Kongress wurde mit der Verleihung des ersten Bachelor PA Awards, der in diesem Jahr an Mareike Schweiger ging, abgeschlossen. Mit ihrer Arbeit zum Thema „Smartphone-Thermographie in der Diagnostik der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit“ setzte sie sich gegen die anderen Finalisten durch und konnte das Publikumsvoting für sich entscheiden. Als Gewinnerin sicherte sie sich nicht nur das neue PA Buch, sondern auch einen Sonographie Kurs bei der PA Academy.

Ein Blick in die Zukunft

Der erste PA-Kongress in Solingen hat gezeigt, dass die Physician Assistants in Deutschland angekommen sind und eine wachsende Rolle im Gesundheitswesen spielen. Der rege Austausch und die zahlreichen Impulse, die von diesem Tag ausgingen, werden die Profession weiter voranbringen. Die Deutsche Gesellschaft für Physician Assistants plant bereits, den Kongress zu einer jährlichen Tradition werden zu lassen – der zweite PA Kongress findet am 13. & 14.11.2025 statt.

Der erste PA-Kongress hat nicht nur gezeigt, wie stark die Community bereits ist, sondern auch, welches Potenzial in ihr steckt. Wir freuen uns schon auf die kommenden Veranstaltungen und darauf, die Entwicklung dieser aufregenden Berufsgruppe weiter zu begleiten!

Um Euch noch mehr Einblicke in den Kongress zu geben, haben wir zwei kleine Interviews geführt. Zum einen mit Prof. Dr. Wolfgang von Meißner und mit PA Student Bastian Ullmann. In ihren Interviews teilen sie ihre persönlichen Kongresshighlights und was sie mitnehmen.

Im Interview: Kongressehrengast und Podiumsdiskussionsteilnehmer Prof. Dr. Wolfgang von Meißner

Sie waren Teil einer berufspolitischen Podiumsdiskussion auf dem Kongress. Wie haben Sie die Diskussion wahrgenommen, und wie schätzen Sie die aktuelle berufspolitische Lage der Physician Assistants in Deutschland ein?

      Im Rahmen der berufspolitischen Podiumsdiskussion konnte meines Erachtens eine konstruktive und zukunftsorientierte Debatte geführt werden. Dabei wurde eindrucksvoll verdeutlicht, dass die Rolle der Physician Assistants (PAs) angesichts des zunehmenden Fachkräftemangels im deutschen Gesundheitssystem stetig an Bedeutung gewinnt. Die Anzahl der PAs hat sich von etwa 500 im Jahr 2019 auf rund 1.800 im Jahr 2023 mehr als verdreifacht, und Prognosen zufolge wird bis 2026 mit etwa 5.400 PAs in Deutschland zu rechnen sein. Besonders hervorzuheben ist, dass es gegenwärtig mehr PA-Studierende als fertig ausgebildete PAs gibt, was das große Wachstumspotenzial dieses Berufsfeldes unterstreicht. In diesem Zusammenhang fordere ich nachdrücklich die Etablierung einheitlicher und verbindlicher Standards für die theoretische und praktische Ausbildung an Hochschulen, um die Vergleichbarkeit der Abschlüsse zu gewährleisten. Diese Standards sind von zentraler Bedeutung, um die PAs als integralen Bestandteil des ärztlichen Teams effizient einzusetzen und deren Professionalisierung weiter voranzutreiben. Da waren sich die Diskutanten einig. Trotz dieser positiven Entwicklungen bleibt die Herausforderung, eine größere Akzeptanz in der Ärzteschaft sowie bei politischen Entscheidungsträgern zu erreichen, um den Beruf langfristig zu stärken. Wir warten nun gespannt auf die Ergebnisse der Beratungen des „Ausschuss Medizinische Fachberufe“ der Bundesärztekammer und den daraus folgenden Beschlüssen.

      Welche Themen oder Vorträge auf dem Kongress fanden Sie persönlich besonders interessant und warum?

        Besondere Aufmerksamkeit widmete ich den Beiträgen zur interprofessionellen Zusammenarbeit, da diese eindrucksvoll aufzeigten, wie PAs durch die Übernahme delegierter ärztlicher Aufgaben zur Entlastung der Ärzteschaft beitragen können. Von besonderer Relevanz war zudem der Vorträge zu den rechtlichen Rahmenbedingungen der Delegation ärztlicher Tätigkeiten, da diese von zentraler Bedeutung für die zukünftige Integration und Weiterentwicklung des Berufsbildes der PAs sind. Diese Themen korrespondieren direkt mit den aktuellen Entwicklungen in der primärärztlichen Versorgung, die zunehmend von einer effizienten Verteilung ärztlicher Aufgaben geprägt ist. Im Hausärztinnen- und Hausärzteverband zielen wir mit unserem HÄPPI-Konzept genau in diese Richtung.

        Welche Entwicklungen oder Veränderungen im Berufsbild der Physician Assistants erwarten Sie in den nächsten Jahren, und wie könnte der Kongress dazu beitragen?

        Für die kommenden Jahre erwarte ich eine zunehmende Etablierung der PAs als unverzichtbare Mitglieder des ärztlichen Teams. Dazu passte auch das Kongressmotto: „Gemeinsam in die Zukunft!“. Der Fokus sollte auf einer kontinuierlichen Vereinheitlichung und Weiterentwicklung der Ausbildungsinhalte vor allem ergänzt aus dem ambulanten Bereich sowie auf der rechtlichen Einbettung der PAs liegen. Besonders wichtig ist hierbei die Schaffung klarer Standards für die theoretische und praktische Ausbildung an den Hochschulen, um die Vergleichbarkeit der Studienabschlüsse und somit eine hohe Qualität der Ausbildung sicherzustellen. Der Kongress bietet eine wertvolle Plattform für den interdisziplinären Austausch, um Lösungen für diese zentralen Fragen zu erarbeiten. Im Jahr 2025, anlässlich des zweiten Kongresses der Physician Assistants vom 13. bis 14. November, werden wir zudem das 20-jährige Bestehen des Berufsbildes in Deutschland feiern und die bisherigen Entwicklungen reflektieren. Ich hoffe, dass dann noch mehr interessierte Ärztinnen und Ärzte am Kongress teilnehmen werden. Die Anzahl der rund 400 teilnehmenden PAs am ersten Kongress war beeindruckend.

        Im Interview: Kongressteilnehmer Physician Assistant Student Bastian Ullmann

        Was hast du dir vom ersten Physician Assistant Kongress in Solingen erhofft? Und wurden deine Erwartungen erfüllt?

        Erhofft habe ich mir Netzwerkmöglichkeiten, neue Inspirationen für die berufliche Weiterentwicklung und auch die Chance, bestehende Kontakte zu anderen PAs zu pflegen. Meine Erwartungen wurden diesbezüglich voll erfüllt und es war ein spannender und inspirierender Tag. Vielen herzlichen Dank an dieser Stelle an das Organisationsteam, dass meiner Meinung nach einen super ersten PA-Kongress in Deutschland veranstaltet hat!

        Gab es Themen oder Vorträge, die dich besonders beeindruckt haben oder dir neue Einsichten für deine tägliche Arbeit als Physician Assistant gebracht haben?

        Besonders interessant fand ich die Vorträge zur Implementierung unseres Berufsbildes, zur Umsetzung der Delegation im beruflichen Alltag und zu den juristischen Aspekten. Beeindruckt hat mich vor allem, wie positiv die Entwicklung von Projekten im ambulanten Bereich voranschreitet und wie präsent unser Berufsbild in medizinischen Verbänden und Gesellschaften ist, die ja auch beim Kongress vertreten waren. Best Practice Beispiele von PAs aus dem Berufsalltag haben mich inspiriert und gezeigt, wo mögliche Chancen liegen und wohin die Wege führen können. Fortbildungskurse und der Ausstellungsbereich haben das Ganze abgerundet.

        Wie siehst du die Zukunft der Physician Assistants in Deutschland nach den Diskussionen und Netzwerkmöglichkeiten auf dem Kongress?

        Ich sehe uns PAs als bereicherndes, vielseitig einzusetzendes und nicht mehr wegzudenkendes Teammitglied in der Patientenversorgung, als auch generell im Gesundheitswesen.
        Der PA-Kongress hat gezeigt, wieviel ein Berufsverband innerhalb kurzer Zeit zur weiteren Voranbringung des PAs leisten kann. Falls ihr noch kein Mitglied in der DGPA seid, meldet euch an, damit wir zusammen noch einheitlicher unser Berufsbild vertreten.
        Ich freue mich auf den 2. PA-Kongress 2025!


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