Die IU Hochschule startet zum 01.10.2023 erstmalig und als erste Hochschule den “Physician Assistance” Studiengang als Fernstudium. Wir haben mit Studiengangsleiter Prof. Kiessling gesprochen, was die IU Hochschule beim Physician Assistant anders macht, für wen sie geeignet ist und wie ein flexibles Studium per Fernlerne funktioniert. Ein Fernstudium für einen praktischen Beruf?
Die IU Hochschule bezeichnet sich selbst als “Deutschlands größte Hochschule” und hat in den Fernstudiengängen bereits eine breite Expertise gesammelt, Studiengänge im Gesundheitsbereich sind bislang nur vereinzelt an der Hochschule etabliert. Nun startet die Hochschule das erste Mal den Physician Assistance Bachelorstudiengang und geht dabei neue Wege.
Prof. Dr. Kiessling, seines Zeichens Allgemeinmediziner, sammelte bereits PA Erfahrung an der Medical School Berlin. Die IU Hochschule führt er als Studiengangsleitung seit gut einem Jahr und hat sie von den Anfängen an begleitet.
Das Physician Assistant Studium an der IU Hochschule ist für alle Interessent:innen mit einer Ausbildung im Gesundheitswesen zugänglich. Die Zugangsvorraussetzung ist jedoch mit Berufen vom Podologen bis zum Gesundheits- und Krankenpfleger breit gefächert. Das dies doch eine sehr inhomogene Ausgangslage ist, weiß auch Prof. Kiessling und betont “unser Auftrag ist es diese unterschiedlichen Studierenden abzuholen”, dabei möchte man einen ausgeglichenen Unterricht schaffen, der keinen über- oder unterfordert. Das Studium ist, wie auch an anderen Hochschulen, als sechssemestriges Studium mit 180 ECTS akkreditiert worden. Eine Verlängerung des Studiums ist auf bis zu zwölf Semester möglich, um ein flexibles Studium zu ermöglichen.
Die IU bietet mit dem neuen Studiengang jedoch zwei Besonderheiten. Zum einen wird das Studium als Fernstudium angeboten und es wird ein Studienstart jederzeit – also losgelöst von Winter- oder Sommersemester- realisiert werden. Wie funktioniert das?
Während der Anfänge der Coronapandemie haben viele Hochschulen auf digitale Lehre umgestellt. An diesem Konzept möchte die IU anknüpfen und sieht die Erfahrungen aus der Pandemie sehr positiv. Besonders die Lehre von theoretischem Wissen funktioniert und so schätzt auch Prof. Kiessling: “Corona hat gezeigt, das wird einfach funktionieren”.
Die IU geht dabei noch einen Schritt weiter. Viele Vorlesungen werden als On-Demand Videos aufgenommen und den Studierenden auf Abruf zugänglich gemacht. Daher sind auch die Studieninhalte an keinen festen Vorlesungsplan geknüpft. Viel mehr gibt es Lernpläne und “jedem Studierenden steht es frei sich die Wissensinhalte anzueignen, wann es ihm zeitlich passt”. So werde es in Zukunft auch keine fixen Semesterstarttermine an IU Hochschule geben. Die Lernmodule werden dementsprechend zu unterschiedlichen Phasen nach dem Start freigeschaltet. Ein Konzept, das an manchen Stellen immer noch Fragen aufwirft. Die Qualität wird darunter nicht leiden, so ist Herr Prof. Kiessling überzeugt. Man halte sich bei der Struktur und den Inhalten sehr eng an die Empfehlung der Bundesärztekammer – mit der Ausnahme, dass diese nie ein Fernstudium vorgesehen hat. Die Akkreditierung des Studiums ist derweil vollständig abgeschlossen. Die zwei Auflagen aus dem Akkreditierungsprozess wurden ebenfalls schon erfüllt.
Wird es Praxisphasen an der IU Hochschule geben?
Ja, die praktische Ausbildung im Krankenhaus wird ebenfalls ein fester Bestandteil des Studiums. In jedem Semester wird ein „Praxisprojekt“ von circa 180 Stunden abgeleistet. Die Wahl der Klinik ist den Studierenden dabei selbst überlassen. Empfohlen wird jedoch die bisherige Klinik zu verlassen, um Rollenkonflikte zu vermeiden. Die praktische Ausbildung liegt jedoch in alleiniger Verantwortung der ausbildenden Kliniken. Hardskills, wie Nähen, Blutabnehmen oder Ultraschall können aktuell in der Hochschule nicht trainiert werden. Die Qualität der praktischen Ausbildung soll dabei durch eine Anleitung durch einen Facharzt in der Klinik sichergestellt werden. In wieweit die Anleitung in Krankenhäusern durch Fachärzt:innen realistisch ist, bleibt offen. Ebenfalls wird hier spannend, wie die Studierenden es empfinden werden ohne praktische Anleitung im einen Trainingssetting in das kalte Klinikwasser zu springen.
Dass der Studiengang seitens der Physician Assistant Verbände DHPA und DGPA weniger anerkannt wird, sieht Herr Prof. Kiessling aktuell nicht. “Wir sind Mitglied im Hochschulverband (DHPA). (…) Diese wissen um unser Studienkonzept”. Insgesamt denkt Herr Prof. Kiessling, dass die Umsetzung der Empfehlungen der Bundesärztekammer und die Facharztanleitung im Krankenhaus die Qualität des Fernstudiums sichert und so Interessent:innen ein neue sehr flexible und kostengünstigere Möglichkeit des Physician Assistance Studium geboten wird. Die Deutsche Gesellschaft für Physician Assistants e.V. sieht die Entwicklung eines Fernstudiums kritisch und wird sich in Kürze äußern.
Wir sind gespannt wie der Physician Assistant Fernstudiengang an der IU Hochschule von Kliniken, Physician Assistants und den Verbänden aufgenommen wird.
NACHTRAG 05.05.2023:
Mittlerweile haben sich sowohl die DGPA als auch der DHPA kritisch zu dem Studiengang geäußert.
Statement der Deutschen Gesellschaft für Physician Assistants e.V.
Statement des Deutschen Hochschulverband Physician Assistants e. V.